Dr. Matthias Herrmann, der Leiter des Lessing-Museums Kamenz und Vizepräsident der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, ist am 2. Oktober 2007 nach schwerer Krankheit im Alter von nur 46 Jahren verstorben.
Von 1991 bis Juni 2006 leitete Matthias Herrmann das Kamenzer Stadtarchiv, das er zu einer über die Grenzen der Stadt hinaus bekannten Einrichtung machte. Zahlreiche Publikationen über die Stadtgeschichte entstammen seiner Feder. Mit gleichem Elan hatte er auch die Lessingtage veranstaltet und um deren Fortsetzung gerungen.
Dr. Herrmann hatte seine Kindheit in Cunnersdorf verlebt, das Abitur an der Lessingschule in Kamenz abgelegt. Auf den dreijährigen Wehrdienst folgte ein fünfjähriges Studium der Archivwissenschaften, das er mit dem Diplom abschloss und 1994 in Berlin mit der Doktorarbeit über das Deutsche Reichsarchiv in den Jahren 1919 bis 1945 krönte.
In der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, in der er kompetent die Stadt Kamenz vertrat, übte er das Amt des Vizepräsidenten mit allen ihm zu Gebote stehenden Möglichkeiten aus. In einer schwierigen Übergangszeit vom Herbst 1999 bis zum Frühjahr 2000 oblag ihm die Leitung der Gesellschaft, was neben den täglichen beruflichen Anforderungen für ihn eine erhebliche Belastung war.
Seit 1998 hatte Dr. Herrmann die Verantwortung für die Redaktion des Neuen Lausitzischen Magazins. Mit der Führung des jungen Redaktionsteams praktizierte er zugleich die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Es war dann auch seine Idee, für junge Wissenschaftler den Hermann-Knothe-Preis der Sechs-Städte der Oberlausitz auszuschreiben. Der Preis konnte in diesem Jahr zum ersten Mal an einen jungen Wissenschaftler aus Leipzig vergeben werden. Auch das Junge Forum, eine Vortragsreihe auf den Frühjahrstagungen der Gesellschaft mit Berichten von Doktoranden über ihre laufenden Arbeiten, geht auf seine Initiative zurück.
Ein großes Verdienst von Dr. Herrmann sind die von ihm initiierten zahlreichen Konferenzen über die Geschichte der Oberlausitz in Kamenz, Zittau, Czocha. Das trifft auch für die diesjährige wissenschaftliche Herbsttagung zu, die von der Gesellschaft gemeinsam mit dem Sorbischen Institut Anfang November über die Kirchengeschichte der Oberlausitz in Bautzen durchgeführt wird. Auch die grenzüberschreitenden Beziehungen nach Polen und Tschechien, insbesondere aber zu den Kollegen in Prag und Liberec, lagen ihm am Herzen. Das kam auf der Zittauer Tagung der Gesellschaft im Herbst 2005 zu dem Thema „Böhmen-Oberlausitz-Tschechien, Aspekte einer Nachbarschaft“ zum Ausdruck.
Mit Dr. Herrmann, der eine Frau und drei Kinder hinterlässt, hat die Oberlausitzer Geschichtsforschung einen nie aufgebenden Förderer, Ideengeber und Wissenschaftler verloren.
Quelle: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften; SäZ, 5.10.2007; SäZ, 11.10.2007