Umfangreiche Bestände aus DDR-Zeiten im Kreis- und Verwaltungsarchiv Oberhavel

Seit 20 Jahren leitet Kerstin Zielke, die nach der Wende ihre Ausbildung zur Archivarin per Fernstudium absolvierte, das Kreis- und Verwaltungsarchiv Oberhavel in Oranienburg. Mit dem Gesetz vom 24. Juli 1952 über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern der Deutschen Demokratischen Republik kam es zur Bildung der Kreise Oranienburg und Gransee. Mit der Kreisgebietsreform am 6. Dezember 1993 wurden die Kreise Oranienburg und Gransee zum Landkreis Oberhavel mit 93 Gemeinden vereinigt. Nach verschiedenen Zusammenschlüssen unterschiedlicher Gemeinden bestand der Landkreis Oberhavel mit Gebietsstand am 27. September 1998 aus 71 Gemeinden. Der Sitz der Verwaltung befindet sich in der Stadt Oranienburg, eine Außenstelle ist in Gransee. Der Rat des Kreises Gransee baute für sein Archiv in Gransee ein Spezialgebäude, welches 1982 fertiggestellt wurde. Das Archiv des Kreises Oranienburg konnte nach dreijähriger Bauzeit im Jahre 1990 bezogen werden. Aufgrund unzureichender Raumkapazitäten und personeller Unterbesetzung lagerte das Schriftgut bis zu diesem Zeitpunkt teilweise in den abliefernden Stellen. Da beide Archivgebäude die Massenflut an Dokumenten nicht bewältigen konnten, zog das Kreis- und Verwaltungsarchiv Oberhavel 1997/98 in den Erweiterungsbau der Kreisverwaltung in Oranienburg. Lediglich alle Unterlagen der ehemaligen staatlichen Gesundheitseinrichtungen und ehemaliger nachgeordneter Einrichtungen lagern in der Außenstelle in Gransee und werden von Oranienburg aus mitverwaltet. 

Die im Archiv gelagerten Akten belaufen sich auf eine Länge von rund sieben Kilometern. Untergebracht sind dort Bestände der beiden Altkreise, der Städte und Gemeinden und Gemeindeverbände, der Wirtschaft, der Kinder- und Jugendeinrichtungen, der Bildungs- und Kultureinrichtungen, der Gesundheitseinrichtungen, einschließlich Patientenunterlagen, Meldeunterlagen sowie Unterlagen von Parteien und Massenorganisationen. Darüber hinaus werden Abzeichen, Ansichtskarten, Chroniken, Fahnen, Fotos, Karten, Medaillen, Siegel, Stempel sowie Zeitungen ab 1895 gesammelt. Die Archivbibliothek besteht aus ca. 4650 Bänden. Alle Akten und Dokumente aus DDR-Zeiten, die Kerstin Zielke nach der Wende vor der Vernichtung retten konnte, wurden zunächst einmal im Archiv eingelagert. In den nächsten Jahren sollen dann nach und nach alle Bestände im Computer systematisch erfasst werden. Aber schon heute kann die Archivarin bei vielen Anfragen in bezug auf verloren gegangene Facharbeiterzeugnisse, alte Bau- und Grundstücksunterlagen oder Nachweise für Rentenanträge behilflich sein. Gemeinsam mit ihren vier Mitarbeitern bearbeitet sie jährlich ca. 400 Rechercheanfragen. In verstärktem Maße wird das Archiv in letzter Zeit aber auch immer mehr von Hobby- und Ahnenforschern entdeckt, die nicht nur etwas über ihre eigene Familie erfahren möchten, sondern auch über die Geschichte ihrer Heimatgemeinden.

Kontakt
Kreis- und Verwaltungsarchiv Oberhavel 
Adolf-Dechert-Straße 1
16515 Oranienburg
Tel.: 03301 / 601114
Fax: 03301 / 601116
Kerstin.Zielke@oberhavel.de

Quelle: Matthias Gabriel, Märkische Allgemeine, 31.7.2007

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