Das Palastarchiv beschäftigt sich mit der Debatte zum Palast der Republik – ein Lehrstück über die deutschen Befindlichkeiten 17 Jahre nach der Wiedervereinigung. Im Rahmen des Palastarchivs sind zahlreiche narrative Interviews geführt und transkribiert worden. Außerdem ergänzen sog. Ego-Dokumente (private Meinungsäußerungen) die Sammlung des Archivs, das als Sonderbestand vom Landesarchiv Berlin übernommen wird.
Die Auseinandersetzung über den Abriss des Palastes der Republik und den Neubau des Berliner Stadtschlosses ist eine der heftigsten Architekturdebatten der jüngsten deutschen Geschichte gewesen. Oberflächlich ging es um die Ästhetik der Mitte Berlins. Im Kern spiegelte die Debatte politische Interessen und die Suche nach neuer Identität des wiedervereinigten Deutschland. Palast als auch Schloss können als Chiffren für unterschiedliche Konzepte von Geschichtskultur gedeutet werden. Politischer Diskurs und private Erinnerung gingen bei der Debatte weit auseinander.
Das Buch zur Abrissdebatte \“Palast der Republik\“ behandelt den Palast und das Schloss als deutschen Erinnerungsort, erklärt die Grundlinien des Konflikts und bietet ausführliche Materialien (zahlreiche Interviews mit Akteuren der Debatte wie Eberhard Diepgen, Gregor Gysi, Sabine Bergmann-Pohl etc.) und eine umfassende Bibliografie.
In einem Netzwerk haben mehr als 30 Studenten über mehrere Semester mit namhaften Einrichtungen (Landesarchiv Berlin, Humboldt-Universitäts-Gesellschaft, Best-Sabel Berufsfachschule für Design) und dem Berliner Wissenschaftsverlag eine Buchpublikation und eine Ausstellung (Prenzlauer Berg Museum, Berlin) erarbeitet. Für die Publikation haben neben Professoren und Vertretern des sog. Mittelbaus auch Studierende unter intensiver redaktioneller Anleitung geschrieben.
Herausgekommen ist ein 395-seitiges Buch, das erstmals mit distanziertem Blick auf die Debatte der letzten Jahre schaut. Ganz bewusst setze sich das Projekt von den bisherigen Betrachtungen ab. Es gehe nicht darum, Stellung zu beziehen, sondern die Debatte und ihre Akteure zum Thema zu machen. Der Palast ist tot und fast schon selber Geschichte. \“Es war deshalb unser Ziel als Historiker diesen Erinnerungsort zu betreten, bevor er zur Brache des Vergessens wird. Wir wollen dabei explizit über den Gruppen und ihren Sinnstiftungsansprüchen stehen und suchen nach Details und Differenzierungen\“, so die Autoren des Buches.
Link: www.palastarchiv.de
Info:
Alexander Schug (Hrsg.):
Palast der Republik. Politischer Diskurs und private Erinnerung
2007, 395 S., kart., 29,00 Euro, ISBN 978-3-8305-1373-5