Tübingen in alten Postkarten

Eine Sonderausstellung von Stadtarchiv und Stadtmuseum Tübingen ist vom 14. Juli – 7. Oktober 2007 im Stadtmuseum zu besichtigen. Die Ausstellung "Tübingen – Eine Universitätsstadt in alten Postkarten", in der zu verschiedenen Stadtteilen Tübingens mehrere Ansichten zu sehen sein werden, steht im Rahmen des Projektes \“ …. und grüßen Sie mir die Welt! Fotografierte Heimaten\“ der KulturRegion Stuttgart. Mit dem Briefzitat von Heinrich Heine "… und grüßen Sie mir die Welt / fotografierte Heimaten" ist das Fotoprojekt der KulturRegion Stuttgart, vom 24. Juni bis 23. September 2007, überschrieben. Es wird maßgeblich gefördert vom Verband Region Stuttgart und der Stiftung der Landesbank Baden-Württemberg. Das Thema – Heimat und Identität, Positionen zeitgenössischer Fotografie – wird dabei von 18 Mitgliedsstädten der KulturRegion und ihren Kooperationspartnern anhand unterschiedlicher Schwerpunkte untersucht. Folgende Städte sind an dem Projekt beteiligt: Backnang / Beuren / Böblingen / Dettenhausen / Ditzingen / Esslingen am Neckar / Fellbach / Filderstadt / Gerlingen / Kirchheim unter Teck / Leinfelden-Echterdingen / Leonberg / Ludwigsburg / Ostfildern / Sindelfingen / Stuttgart / Tübingen / Waiblingen.

Die Werke der eingeladenen Künstlerinnen und Künstler werden in Form von Ausstellungen und partizipatorischen Projekten das thematisch breite Spektrum auffächern. „Wir werden dem Publikum damit vielfältige Diskussionspunkte anbieten“, verspricht Projektleiterin Wiebke Trunk. „Thema und Technik des Projektes behandeln grundsätzliche Anliegen unseres interkommunalen Zusammenschlusses“, erläutert Dr. Jürgen Zieger. Denn nach Auffassung des Esslinger Oberbürgermeisters, der zugleich 1. Vorsitzender der KulturRegion Stuttgart ist, besteht eine der zentralen Aufgaben des Vereins darin, durch die jährlichen Kulturprojekte Bewohnerinnen und Bewohner der Region Stuttgart zu einer Diskussion der Frage einzuladen, wie heute ein kritisch aufgeschlossener Umgang mit den Begriffen Heimat und Identität möglich ist.

Dem Projekt, das von der Kuratorin Wiebke Trunk gemeinsam mit der Geschäftsführerin der KulturRegion Stuttgart, Karin Hanika, und den Mitgliedsstädten erarbeitet wurde, liegt der Gedanke zugrunde, dass die Fotografie als populäres Mittel der Bildfindung verknüpft ist mit dem gesellschaftspolitisch brisanten Thema Heimat und Identität. Er rekuriert auf einen aktuellen kunsttheoretischen Diskurs, der die Verzahnung von ästhetischer Forschung und Alltag bedenkt. „Um der Umsetzung dieser Verbindung auch tatsächlich gerecht zu werden“, hebt die Geschäftsführerin hervor, „gehen wir von einer offenen Publikumspolitik aus, die alle Schichten der Bevölkerung ansprechen möchte.“ Die geplante Kunstvermittlung wird deshalb über das übliche Führungsangebot hinausgehen und spezifische Programme für alle Besuchergruppen entwickeln. Zur frühzeitigen Information der Schulen in der Region Stuttgart wurden bereits im Dezember 2006 entsprechende Flyer flächendeckend versandt. 

Der Aspekt der Vermittlung ist auch für die Kuratorin besonders wichtig, denn gerade das Medium Fotografie bietet aus ihrer Sicht gute Zugangsmöglichkeiten. Es kommt heute in der alltäglichen Kommunikation sehr selbstverständlich zum Einsatz. „Man könnte auch sagen“, so Wiebke Trunk, „dass alle damit Erfahrung haben. Diese soll genutzt werden, um die Beschäftigung mit den künstlerischen Werken, ihrer Technik und den aufgenommenen Aspekten zu erleichtern. Fotografierte Heimaten, das meint nicht das bloße Ablichten der örtlich vertrauten Umgebung. Fotografierte Heimaten kann man auch und gerade entdecken zum Beispiel in spezifischen Darstellungen von Migration, Krieg, Flucht und Fremde, von Historie und Architektur, auf Reise-Bildern. Fotografierte Heimaten zeigen sich auf Bildern von Grenzen und Territorien, von Heimweh, von Sprache und geistiger Heimat, von Landschaften oder auch auf Grußpostkarten.“

Als Background dieser Auseinandersetzung soll in einem Begleitbuch die Frage nach der visuellen Kultur des Heimatbegriffs analysiert werden. Es befasst sich mit der Problematik bildlicher Konstruktion von Wirklichkeit angesichts einer fortschreitend globalisierten Welt. Fachlich ausgewiesene Autorinnen und Autoren werden dies in der Publikation reflektieren. Das Projekt der KulturRegion Stuttgart spannt somit einen Bogen vom Ausgangspunkt des Nachdenkens über Heimat und Identität zu Visualisierungen in Form zeitgenössischer Fotografie bis hin zu einer offenen Publikumspolitik und der abrundenden theoretischen Verortung. Die Eröffnungsveranstaltung des Fotoprojektes der KulturRegion Stuttgart fand bereits am 24.06.2007 im Freilichtmuseum Beuren statt

Die Ausstellung im Stadtmuseum Tübingen zeigt 200 Postkarten aus der Sammlung des Tübingers Willi Hartmaier. Nach dessen Tod im Jahre 2005 gelangten annähernd 10 000 Postkarten, die er im Laufe der Jahre gesammelt hatte, in den Besitz des Stadtarchivs Tübingen, wo sie gesichtet, bearbeitet und ausgewertet wurden. Zu der Sammlung gehören nicht nur Postkarten, sondern auch Panoramakarten und Leporellos, die immer wieder Tübingen in den unterschiedlichsten Ansichten wiedergeben. Auf diese Weise lässt sich jede Veränderung im Erscheinungsbild Tübingens während der letzten Jahrzehnte belegen. Für die Ausstellung suchten Udo Rauch und Antje Zacharias vom Stadtarchiv Tübingen und der Kulturwissenschaftler Ulrich Hägele von der Uni Tübingen nicht nur die entsprechenden Postkarten aus, sondern verfassten auch Texte für den Katalog zur Ausstellung. Die Postkartenausstellung ist in die stadthistorische Dauerausstellung integriert. 

An dem Projekt beteiligt sind auch Tübinger Schüler und Schülerinnen. Jeweils eine Arbeitsgruppe von neun Kindern der Geschwister-Scholl-Hauptschule und des Mädchentreffs Tübingen hat sich von den historischen Postkarten inspirieren lassen, ihren heutigen Blick auf die Stadt in modernen Ansichtskarten festzuhalten. Die Ergebnisse liegen in gedruckten Karten vor, die beim Bürger- und Verkehrsverein und im Stadtmuseum kostenlos erhältlich sind. Die neuen Ansichtskarten sind darüber hinaus mit einem Gewinnspiel verbunden. Jeder Empfänger einer solchen Karte, der eine Ansichtskarte seiner Heimatstadt bis zum 1. Oktober 2007 an das Stadtmuseum Tübingen sendet, nimmt an einer Gewinnverlosung teil.

Kontakt
Stadtarchiv Tübingen
Am Markt 1
72070 Tübingen
Tel.: 07071 / 204 – 1305 oder – 1706
Fax: 07071 / 204 – 1446
archiv@tuebingen.de 

Stadtmuseum im Kornhaus
Kornhausstraße 10
72070 Tübingen
Tel.: 0 70 71 / 204 – 17 11
Fax: 0 70 71 / 204 – 17 97
stadtmuseum@tuebingen.de

Quelle: Ausstellungen Stadtmuseum Tübingen; Aktuelle Projekte KulturRegion Stuttgart, 17.6.2007; Sarah Hantschke, Reutlinger Generalanzeiger, 17.7.2007

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