Am 18. Juli 2007 wird das Haus der Kunst in München siebzig Jahre alt. 1933 von Paul Ludwig Troost für die Präsentation \“deutscher Kunst\“ konzipiert, war das \“Haus der Deutschen Kunst\“ das erste architektonische Vorzeigeprojekt der NS-Propaganda und medienwirksame Kulisse für die Selbstinszenierung der nationalsozialistischen Machthaber. Hier fanden bis 1944 alljährlich Leistungsschauen der von Hitler favorisierten Kunst statt. Vor 70 Jahren, am 18. Juli 1937 eröffnete Hitler das Gebäude mit der \“Großen Deutschen Kunstausstellung\“. Am Folgetag, dem 19. Juli 1937, wurden die Werke der heutigen klassischen Moderne als \“entartete Kunst\“ in den nahe gelegenen Hofgartenarkaden vorgeführt. Das Haus der Kunst, einst Propagandainstrument des Nationalsozialismus, hat eine wechselvolle, und ebenso bewegte wie belastete Geschichte. Nach dem Krieg diente es zunächst der amerikanischen Militärregierung als Offizierskasino. Seit den 1950er Jahren entwickelte es sich zu einem international renommierten Ausstellungsinstitut.
1) Paul Ludwig Troost, Fassadenentwurf \“Haus der deutschen Kunst\“, 25. März 1933 | Die Kunst im Dritten Reich, München 1937 2) Das \“Haus der deutschen Kunst\“ und das geplante Haus für Architektur- und Kunstgewerbe, 3) Tragkonstruktion \“Haus der deutschen Kunst\“, 26. März 1935 | Archiv Haus der Kunst |
1) Blick in einen der großen Ausstellungssäle der \“großen deutschen Kunstausstellung\“ 1937 2) \“Entartete Kunst\“ inszenierte Dada-Wand mit Werken von Kurt Schwitters, Wassily Kandinsky und Paul Klee 3) Eröffnung der dritten \“großen deutschen Kunstausstellung\“, 16. Juli 1939, Ansprache Hitlers in der ehemaligen \“Ehrenhalle\“ |
Aus Anlass des 70. Jahrestages der Eröffnung findet am Mittwoch, 18. Juli 2007, um 18 Uhr, eine Buchpräsentation und um 20 Uhr ein Vortrag mit Prof. Boris Groys statt. Anknüpfend an die kommentierte Veröffentlichung von Adolf Hitlers \“Reden zur Kunst- und Kulturpolitik\“ ist Boris Groys, Professor für Kunstwissenschaft, Philosophie und Medientheorie an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, eingeladen, einen kunsttheoretischen Vortrag über die Kunstauffassung von Adolf Hitler und zur Geschichte des Haus der Kunst zu halten. Von der Historikerin Sabine Brantl, die für das Haus der Kunst die Bestände geordnet und katalogisiert hat und seit 2004 das Historische Archiv leitet, wurde nun eine erste umfassende Monografie des Gebäudes geschrieben: \“Haus der Kunst, München. Ein Ort und seine Geschichte im Nationalsozialismus\“. Erschienen ist das Werk im Allitera Verlag, München. Dabei konnte Sabine Brantl auf Erkenntnisse zurückgreifen, die sie seit 2004 beim Aufbau des Historischen Archivs gewonnen hat. Seit 2005 steht das Historische Archiv Wissenschaftlern, Publizisten, Historikern und Studenten für kunst- und zeitgeschichtliche Forschungszwecke nach vorheriger Anmeldung zur Verfügung. Den größten Teil des Bestandes bilden Dokumente aus den Jahren 1933 bis 1945, aus jener Zeit also, in der das Gebäude als \“Haus der Deutschen Kunst\“ errichtet wurde und zur Durchführung der \“Großen Deutschen Kunstausstellungen\“ diente. Dazu gehören u.a. Unterlagen zu Bauprojekt und Gebäude sowie Dokumente, die über die wirtschaftlichen Belange und die Organisation der \“Großen Deutschen Kunstausstellungen\“ Auskunft geben. Kleinere Konvolute bilden die Dokumente der amerikanischen Militärregierung, der Direktion des Hauses der Kunst sowie der \“Gesellschaft der Freunde des Hauses der Kunst\“ und der \“Ausstellungsleitung e.V.\“. Zum Bestand des Archivs gehören außerdem eine umfangreiche Plansammlung, Plakate und diverse Objekte, wie z.B. Büromaschinen und Ausstattungsdekor. Auf Anfrage bietet Sabine Brantl auch Führungen durch das Historische Archiv an. Anmelden kann man sich auch noch für Führungen am Samstag, 21. Juli 2007, 14 Uhr, und am Sonntag, 22. Juli 2007, ebenfalls um 14 Uhr.
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Quelle: Haus der Kunst Aktuelles, Kalender; Wochenanzeiger, 10.7.2007