Spätestens als Pat Manson das Podium im Kongresszentrum der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main verließ, war sowohl den Gastgebern als auch den rund 300 Teilnehmern klar, dass sich der Besuch der Europäischen Konferenz „Herausforderung: Digitale Langzeitarchivierung“ gelohnt hatte (siehe Bericht vom 21.4.2007). Die Leiterin der Abteilung „Cultural Heritage and Technology Enhanced Learning“ bei der Europäischen Kommission hatte in ihrer abschließenden Keynote die EU-Strategie zur digitalen Langzeitarchivierung erläutert und damit dem Wunsch der Fachwelt nach politischer Unterstützung Rechnung getragen. So wird die Europäische Union angesichts der gewaltigen Herausforderungen, die das Thema mit sich bringt, ihr Engagement für die digitale Langzeitarchivierung deutlich erhöhen. Finanziert über das 7. Forschungsrahmenprogramm werden im Zeitraum von 2007 bis 2013 eigene Projekte initiiert, die sich unter anderem mit der automatisierten Informationsgewinnung aus Metadaten beschäftigen.
Praktische Ansätze, Arbeitsmittel und Werkzeuge
Schon zuvor kam in den Diskussionsbeiträgen zum Ausdruck, dass man sich in der länderübergreifenden, kooperativen Langzeitarchivierung auf dem richtigen Weg befindet. Deutlich wurde dies in dem von Reinhard Altenhöner, IT-Leiter der Deutschen Nationalbibliothek, moderierten Gespräch über bereits vorhandene Werkzeuge und Arbeitsprozesse. Der Standardisierung von Workflows und Prozessen für die digitale Langzeitarchivierung wurden hier sehr gute Chancen eingeräumt.
Einen Blick auf die derzeitigen Investitionen für die Digitalisierung und Erhaltung digitaler Daten warf Neil Beagrie von der British Library, einer der angesehensten Experten auf dem Gebiet der digitalen Langzeitarchivierung, in seiner Keynote. Er mahnte zu einer verstärkten und nachhaltigen europäischen Anstrengung: „Die Risiken, die mit einem Nachlassen der gemeinsamen Bemühungen verbunden sind, sind kaum zu kalkulieren. Wir stehen alle in der Pflicht, das Bewusstsein für die Bedeutung dieser globalen Herausforderung hochzuhalten“. Von herausragender Bedeutung bei der Arbeit mit digitalen Archiven ist ihre Vertrauenswürdigkeit und die Vermittlung dieser Vertrauenswürdigkeit. Andrea Scotti vom Museum für Wissensgeschichte in Florenz erhob die Forderung, dass sich gerade die europäischen Fachleute stärker in die internationale Normierungsarbeit einbringen sollten, als dies bislang der Fall ist. Denn nur durch die Verwendung von Normen und Standards kann die Vertrauenswürdigkeit von Archiven gewährleistet werden.
Norbert Lossau, der die abschließende Diskussion moderierte, fasste in einem Ausblick zusammen: „Aufbau und Absicherung einer Infrastruktur“, „Implementierung von Standards und Zertifizierungsprozessen“ sowie „Konkrete Praxisempfehlungen“ seien besonders wichtige Aspekte für die Weiterentwicklung der vorgestellten praktischen Ansätze.
„Europa gelingt gemeinsam“
Das Motto des Kulturstaatsministers anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft hat auf den zwei Tagen der Fachkonferenz „Herausforderung: Digitale Langzeitarchivierung“ Kontur bekommen. Zufrieden nahmen die Veranstalter zur Kenntnis, dass nestor, das deutsche Kompetenznetzwerk, auch international gut wahrgenommen wird. So kann die Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek, Dr. Elisabeth Niggemann, als Gastgeberin und Mitveranstalterin die Gewissheit mitnehmen, dass mit dieser Konferenz ein konstruktiver Beitrag zur europäischen Einigung in der Frage gelungen ist, wie mit unserem digitalen kulturellen Erbe künftig umgegangen werden soll.
Link: www.langzeitarchivierung.de/eu2007
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