Dieter Heber, ein langjähriger Archivnutzer und Hertener Straßenbahnspezialist, hat einen großen Aktenbestand der Vestischen Straßenbahnen GmbH, der vor einigen Jahren von der Vestischen dem Stadtarchiv Herten übergeben worden ist, in mühevoller und ehrenamtlicher Kleinarbeit durchforstet und geordnet. Über 1 000 Aktenhefte aus dem sechs Meter hohen Aktenberg musste der Straßenbahn-Fan dabei sichten und den Inhalt festhalten. Unter fachkundiger Anleitung von Stadtarchivar Dr. Michael Hensle verzeichnete und erschloss Dieter Heber die Akten und erfasste die Daten professionell auf einer Datenbank. „Es hat richtig Spaß gemacht“, strahlt der „Ehrenamtsarchivar“ und weist so die Mühen der Verzeichnungsarbeit von sich. „Außerdem habe ich noch eine Menge dazugelernt“, fügt der Straßenbahnspezialist hinzu. Die Stadt Herten und die Vestischen Straßenbahnen GmbH, benannt nach dem Vest Recklinghausen, verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. Die Vestische, die im Jahr 2001 ihr Hundertjähriges feierte, hatte von Beginn an ihren Hauptsitz in Herten. Als es dann mit dem Betriebsgelände in Herten-Süd zu eng wurde, gelang es dank einer klugen Rathauspolitik, das Verkehrsunternehmen in Herten zu halten, und die Vestische zog 1982 auf die grüne Wiese in Herten-Langenbochum.
Vor allem die Straßenbahn-Linie 7 spielte für Herten-Scherlebeck eine große Rolle. Die Straßenbahn fuhr von Dezember 1915 bis April 1973 durch Scherlebeck. Im Oktober 1957 bekam die Linie 7 Verstärkung. Die Linie 15, die bis dahin von Buer über Westerholt nach Herten gefahren war, wurde über Langenbochum bis nach Scherlebeck weitergeführt und 1959 bis Recklinghausen verlängert. Mit beiden Linien konnte zwischen Herten und Recklinghausen ein 15-Minuten-Verkehr durchgeführt werden. Die letzte \“Fünfzehn\“ quietschte im Juli 1967 durch die engen Kurven in Scherlebeck, die \“Sieben\“ wurde im April 1973 eingestellt. Dieter Heber hat in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Herten eine Präsentation erarbeitet, die zu einer historischen Straßenbahnfahrt mit der Linie 7 durch Scherlebeck einlädt. Alle Aufnahmen und der Kartenausschnitt in der Präsentation stammen aus dem Stadtarchiv Herten.
Die geschichtliche Verbindung zwischen Verwaltung und Verkehrsunternehmen ließ den Aktenbestand der Vestischen vor einigen Jahren ins Stadtarchiv gelangen. Die Akten enthalten zahlreiche historisch wertvolle Unterlagen wie Verträge, diverse Berichte, Streckenpläne und allerhand Zeichnungen, wobei die ältesten Dokumente aus dem Jahre 1896 stammen. Auch Kuriositäten befinden sich darunter, wie etwa inzwischen wertlose amerikanische Dollar-Anleihen oder Zinsgutscheine von den „Vesten Electric Railways“ der „Irving Trust Company New York“. „Dabei sehen die Dokumente zum Teil aus wie neu“, erklärt Stadtarchivar Dr. Michael Hensle fasziniert und fügt hinzu „Ich vermute, dem hervorragenden Zustand nach zu urteilen, handelt es sich wohl um wenig benutzte Handakten der Geschäftsführung. Auf jeden Fall kommt den Unterlagen große Bedeutung für die Erforschung der historischen Verkehrsentwicklung im Vest zu“. „Es hat sich bereits ein Doktorand aus Potsdam, der an einer Forschungsstudie über den Nahverkehr im Ruhrgebiet arbeitet, für die Akten interessiert“, ergänzt der Archivkollege Horst W. Spiegelberg.
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Quelle: Pressemeldung Stadt Herten, 17.4.2007; Stadtinfo Herten.