Die Universität Jena lädt zu einem Symposium über Hegels \“Phänomenologie des Geistes\“ ein. Unter dem Donner preußischer und französischer Kanonen während der Schlacht bei Jena und Auerstedt schloss Georg Wilhelm Friedrich Hegel sein fulminantes Manuskript der \“Phänomenologie des Geistes\“ ab. Im März 1807 erschien das erste große Werk des deutschen Philosophen erstmals in gedruckter Form und verhalf ihm später als einem der führenden Denker der Moderne zu Weltruhm. Genau 200 Jahre nach ihrem Erscheinen widmet sich eine Internationale Tagung der \“Phänomenologie des Geistes\“, die am 21. März 2007 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften begonnen hat. \“Das 200. Jubiläum ist für uns Anlass, an Hegels Werk zu erinnern und vor allem nach seiner Aktualität zu fragen\“, erläutert Prof. Dr. Birgit Sandkaulen von der Friedrich-Schiller-Universität Jena das Anliegen. Die Professorin für Philosophie mit Schwerpunkt deutscher Idealismus leitet das Symposium gemeinsam mit Prof. Dr. Volker Gerhardt von der Humboldt-Universität zu Berlin und Prof. Dr. Walter Jaeschke vom Hegel-Archiv der Ruhr-Universität Bochum.
\“Hegels Werk basiert auf dem Gedanken, dass die Geschichte menschlichen Lebens in einer langen Reihe von ,Gestalten des Bewusstseins\‘ aufbewahrt wird\“, so Prof. Sandkaulen. Diese \“Genealogie\“ des menschlichen Bewusstseins schließe alle Bereiche des geistig-kulturellen Lebens in sich ein und stelle für Hegel nicht nur die Voraussetzung unseres gegenwärtigen Selbstverständnisses, sondern auch der Wissenschaft dar. In den kommenden vier Tagen wollen zahlreiche Wissenschaftler aus Deutschland, der Schweiz, Österreich, den USA, Frankreich, Italien und Israel diskutieren, ob Hegels Ansatz auch heute noch verständlich gemacht werden kann oder ob er aufgegeben oder in eine andere Form übersetzt werden muss. \“Wir wollen Hegels Denkmodell der Genealogie vor allem disziplinenübergreifend und in der Auseinandersetzung mit anderen Modellen genealogischen Denkens untersuchen\“, betont Prof. Sandkaulen. So werden als Referenten nicht nur Philosophen und Hegel-Spezialisten erwartet, sondern auch führende Vertreter der Lebenswissenschaften, der Wissenschaftsgeschichte, der Rechtswissenschaft und der Theologie.
Ein Schwerpunkt der Tagung wird die Wissenschaft des Lebens sein. Hegel hat in der \“Phänomenologie des Geistes\“ die Entwicklung des Lebens unter den Begriff der \“Dialektik\“ gestellt und nicht nur mit der Entfaltung des \“Geistes\“, sondern auch mit der \“Freiheit\“ verbunden und im \“Bewusstsein\“ zur Geltung gebracht. \“Somit steht das gesamte Spektrum von Erkenntnis, Leben, Wissenschaft, Moral, Politik und Recht, Religion und Kunst zur Diskussion\“, kündigt Prof. Sandkaulen an. Das Internationale Symposium \“Gestalten des Bewusstseins. Genealogisches Denken im Kontext Hegels\“ ist eine gemeinsame Veranstaltung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Internationalen Hegel-Gesellschaft, dem Hegel-Archiv der Ruhr-Universität Bochum und dem Institut für Philosophie der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Tagung wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei.
Kontakt:
Prof. Dr. Birgit Sandkaulen
Institut für Philosophie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Zwätzengasse 9
07743 Jena
Tel.: 03641 / 944125
birgit.sandkaulen[at]uni-jena.de
Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Uni-Protokolle, 21.3.2007