Ausstellung »Aufbau West« jetzt im Haus Oberschlesien

Ab dem 18. März 2007 präsentiert das Oberschlesische Landesmuseum die vielbeachtete und aufwändig gestaltete Ausstellung Aufbau West des Westfälischen Industriemuseums. Dafür wurde bereits ab Ende November 2006 mit umfangreichen Aufbau- und Umgestaltungsmaßnahmen auf zwei Museumsetagen begonnen.

Die 2005/2006 auf der Zeche Zollern II/IV in Dortmund-Bövinghausen gezeigte Ausstellung fand ein positives Echo und erfreute sich zahlreicher Besucher. Im Überblick und an vielen Einzelschicksalen verdeutlicht Aufbau West, wie Millionen Menschen, die 1944/45 und nach Kriegsende als Flüchtlinge oder Vertriebene ihre Heimat in den deutschen Ostgebieten und in ihren Siedlungsgebieten in Osteuropa verlassen mussten, maßgeblich zum Wiederaufbau von Wirtschaft und Industrie in Nordrhein-Westfalen beigetragen haben.

Die Ausstellung
Über 10 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene kamen nach 1945 in die westlichen Besatzungszonen. Die Ausstellung Aufbau West erzählt ihre Geschichte und berichtet über ihre Erfahrungen. Sie zeigt, wie die Menschen aus Ost und West den schwierigen Neuanfang bewältigten, die Produktion in Fabriken und Bergwerken wieder in Gang setzten und in Betrieben und Siedlungen zueinander fanden. 

300 Objekte, 40 Lebensgeschichten, zahlreiche historische Fotos, Film- und Tondokumente begleiten die Besucher auf ihrer Zeitreise von 1945 bis in die Gegenwart. Die Ausstellung macht damit ein wichtiges und bislang kaum beleuchtetes Stück deutscher Zeitgeschichte lebendig. Denn fest steht: Arbeitskräfte, Knowhow und Unternehmergeist aus dem Osten haben maßgeblich zum Wirtschaftswunder beigetragen.

Darüber hinaus regt Aufbau West Fragen an, die auch für die heutige Diskussion um Migration und Integration wichtig sind: Was bedeutete nach dem Krieg der Verlust von Heimat? Wie wurden die Menschen aus dem Osten im Westen empfangen? Welche Akzente haben die Zuwanderer von damals gesetzt?

Die Themen
Flucht und Vertreibung
Auf dem Außengelände des Museums weisen Gesichter prominenter Politiker und Künstler aus dem Osten sowie lebensgroße historische Fotos von Flucht und Vertreibung den Weg in das Museumsgebäude.

Ablehnung und Hilfsbereitschaft
Auf dem Land trafen die Flüchtlinge auf eine Bevölkerung, die Fremden eher ablehnend gegenüberstand. Willkommen waren die von der Vertreibung gezeichneten Menschen dort in der Regel nicht. In den kriegszerstörten Städten hatten die Einheimischen durch Luftangriffe genau wie die Vertriebenen fast alles verloren, waren oft selbst evakuiert und teilten damit viele Erfahrungen der Zuzügler. Inventar aus Notunterkünften, Fotos, Dokumente und Erinnerungsstücke veranschaulichen das Thema.

Wirtschaft und Gesellschaft
In Nordrhein-Westfalen war Ende der 1950er Jahre jeder fünfte Einwohner Flüchtling oder Vertriebener. Hier befanden sich außerdem die Schlüsselindustrien für den Wiederaufbau. Deshalb stellt die Ausstellung die Entwicklung zwischen Rhein und Weser in den Mittelpunkt und liefert damit gleichzeitig einen Beitrag zum 60. Gründungsjubiläum des Bundeslandes NRW im Jahr 2006. An den Beispielen Bergbau und Bauwirtschaft, Textil- und Bekleidungsindustrie, Glasherstellung und Maschinenbau zeigt Aufbau West, in welchem Maße Flüchtlinge und Vertriebene nach dem Krieg fehlende Arbeitskräfte ersetzten, wo Unternehmer neue Industriezweige ansiedelten und wie durch den Ost-West-Transfer die einheimische Produktpalette erweitert wurde. Das Spektrum der Exponate reicht vom Streichholzbriefchen bis zum Drahtwebstuhl, vom Glasknopf bis zur Nähmaschine, von der Maurerkelle bis zum Modellhaus.

Menschen und Schicksale
Aufbau West zeigt keine abstrakte Industriegeschichte: Anhand von Biografien erzählt die Ausstellung, wie Menschen die Flucht, die Ankunft und den Neubeginn erlebt und welche Leistungen sie erbracht haben. Die Interviewpartner haben nicht nur ihre persönliche Geschichte, sondern auch viele Erinnerungsstücke zur Verfügung gestellt. Mit ihrer Hilfe erweckt die Ausstellung die Jahre des Wiederaufbaus zu neuem Leben und macht die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen sowie ihr heutiges Verhältnis zur alten Heimat anschaulich.

Spuren
Denkmäler und Straßenschilder, Patenschaften und Museen, politische und literarische Debatten – in all diesen Bereichen zeigen sich bis heute Spuren der Flüchtlinge und Vertriebenen. In Partnerschaften und Kooperationsprojekten entwickelt sich gleichzeitig ein neues Verhältnis zu den heutigen Bewohnern der Herkunftsregionen. Mit einem Bogen in die Gegenwart und dem Ausblick in ein zusammenwachsendes Europa entlässt die Ausstellung ihre Besucherinnen und Besucher.

Info:
Aufbau West
Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder
Eine Ausstellung des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe – Westfälisches Industriemuseum (WIM) Landesmuseum für Industriekultur
18. März – 21. Oktober 2007
Offizielle Eröffnung: Sonntag, 18. März 2007, 14.30 Uhr im Haus Oberschlesien.

Begleitprogramm / Führungen / Museumspädagogik
Zur Ausstellung werden Vorträge, Filmabende, Lesungen sowie Führungen und museumspädagogische Programme für Schulklassen (Grundschulen und weiterführende Schulen), Kinder- und Jugendgruppen angeboten, auf die gesondert hingewiesen wird.  

Medien zur Ausstellung
Dagmar Kift (Hg.): Aufbau West. Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder. Ausstellungskatalog: Essen (Klartext) 2005. 
\“Aufbau West\“ – Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder, DVD. Westfälisches Landesmedienzentrum, Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), Münster 2005. 
Weitere Informationen finden Sie im Web unter www.ausstellung-aufbau-west.de

Kontakt
Dr. Susanne Peters-Schildgen
Oberschlesisches Landesmuseum
Bahnhofstr. 62,
40883 Ratingen
Tel.: 0 21 02 / 96 52 33,
Fax: 0 21 02 / 96 52 40
kontakt@oslm.de
www.oberschlesisches-landesmuseum.de

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