Archive sind das kollektive Gedächtnis der Gesellschaft. Der Karlsruher Kulturbürgermeister Ullrich Eidenmüller wird nicht müde, bei entsprechender Gelegenheit auf die Pflichtaufgabe von Kommunen und anderen zur Archivierung aufmerksam zu machen. So etwa, als er am 13. Februar 2007 gemeinsam mit dem Leiter des Instituts für Stadtgeschichte, Dr. Ernst Otto Bräunche, und Hochbauamtsleiter Lars Dragmanli das neue Magazin für Filme und Fotonegative im Stadtarchiv vorstellte.
Mit dem \“Karlsruher Monatsspiegel\“, der in den 1950er und 1960er Jahren als Vorfilm in den Kinos lief und einmal im Monat die Ereignisse in der Fächerstadt dokumentierte, besitzt Karlsruhe einzigartige Zeugnisse der lokalen Geschichte im beginnenden Wirtschaftswunder. Jeweils drei Kopien aller 94 Ausgaben lagern in dem neuen Magazin. Sie sind aber auch digitalisiert und können so angeschaut werden, ohne dass die empfindlichen Celluloid-Streifen aus dem Archiv geholt werden müssten.
Die beiden Kellerräume sind mit einer Klimaanlage auf modernstem Stand ausgerüstet. In dem ca. 25 Quadratmeter großen Aktenmagazin ist die Luft um vier Grad wärmer, die Luftfeuchtigkeit zwanzig Prozent höher als im Filmmagazin, in dem die Filme bei 12 Grad Wärme und einer Luftfeuchtigkeit von dreißig Prozent lagern. Falls die Filme einmal im Original benötigt werden, können sie sich hier akklimatisieren, da sie nicht direkt in einem deutlich wärmeren Raum kommen dürfen, ohne dass sich Kondenswasser bildet.
In dem gerade mal 14 Quadratmeter großen Raum lagern bereits jetzt rund 500 Schwarz-Weiß-Filme, die längst nicht nur von Profis wie den Produzenten des \“Monatsspiegels\“ stammen. So sind etwa, rein zufällig pünktlich zum Pressetermin, zwei Rollen mit Amateurfilmen aus dem Jahr 1969 eingetroffen. Dr. Bräunche hatte sie zwar noch nicht anschauen können, laut Etikett zeigen sie jedoch Szenen von Festen am Schloss und vom Abbruch eines Verlagsgebäudes in der Innenstadt.
Die Medienträger hätten sich in den letzten Jahren dramatisch verändert, daher sei es notwendig, auch für mehr oder weniger neue Medien Archivflächen zu schaffen, meinten Eidenmüller und Bräunche. Das Hochbauamt hat für die Filmbestände des Stadtarchivs den Keller zunächst trocken gelegt und durchlaufende Rohre geschützt. Mit der neuen Klimaanlage entsteht eine optimale Atmosphäre.
In einem zweiten Bauabschnitt soll die ehemalige Pfandleihe, in der das Stadtarchiv Karlsruhe seit 1990 untergebracht ist, um zwei Etagen aufgestockt und mit einem Tonnendach versehen werden. Dann könnte die Verwaltung des Archivs in neue Räume umziehen und ihre alten könnten als Magazinflächen verwendet werden. Die mit dem Denkmalschutz abgestimmten Pläne brächten 1.400 laufende Meter Archivregale. Dies würde für etwa 15 weitere Jahre Platz für die Bestände des Stadtarchivs schaffen.
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Quelle: Stadtzeitung, 16.2.2007; Foto: Das neue Filmmagazin des Stadtarchivs, das Ernst Otto Bräunche, Bürgermeister Ullrich Eidenmüller und Lars Dragmanli (von links) am 13.2.2007 vorstellten (© Fränkle)