Das Stadtarchiv Saarbrücken zeigt gemeinsam mit den Evangelischen Kirchenkreisen Saarbrücken, Völklingen und Ottweiler die Ausstellung \“Kurt Gerstein – Widerstand in SS-Uniform". Die Ausstellung wurde am 20. September 2006 in der Ludwigskirche eröffnet.
Kurt Gerstein, 1905 in Münster/Westf. Geboren, hat einen Teil seiner Schulzeit in Saarbrücken verbracht. Er engagierte sich früh in der evangelischen Jugendarbeit und trat 1933 in die NSDAP ein. Nach einer Ausbildung zum Bergingenieur arbeitete er 1935 /36 bei der Saargrubenverwaltung in Saarbrücken. Zu dieser Zeit war er schon in der Bekennenden Kirche aktiv. Da er von seiner Dienststelle aus Broschüren der Bekennenden Kirche versandte, wurde er festgenommen und in der Haftanstalt Lerchesflur inhaftiert. Nach der Entlassung aus dem Staatsdienst und dem Ausschluss aus der Partei, studierte er in Tübingen Medizin. Im Zusammenhang mit der Ermordung einer Verwandten im Rahmen des Euthanasieprogramms trat er in die SS ein, um sich selbst ein Bild von den Verbrechen zu machen und die Öffentlichkeit zu informieren. Er war in die Gaslieferungen für die Vernichtungslager involviert, versuchte sie aber immer wieder zu sabotieren und informierte kirchliche Würdenträger und ausländische Diplomaten über die Vorgänge in den Lagern. 1945 stellte er sich den französischen Truppen. In französischer Untersuchungshaft kam er vermutlich durch Selbstmord ums Leben.
Die Ausstellung will sowohl den Weg dieses Mannes aus den Schülerbibelkreisen und der Bekennenden Kirche in die SS und Vernichtungslager nachzeichnen als auch seine Versuche würdigen, über den Mord an den Juden Europas zu informieren. Seine sich selbst auferlegte Verpflichtung, über den Holocaust Zeugnis abzulegen, ist bis heute in ihrer Widersprüchlichkeit schwer zu verstehen. Kurt Gerstein im Gesamtspektrum des Widerstands gegen den Nationalsozialismus zu zeigen und sein Denken und Handeln einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen, ist Ziel dieser Ausstellung, die im Landeskirchlichen Archiv Bielefeld unter der thematischen Verantwortung von Prof. Dr. Bernd Hey gemeinsam mit dem Förderkreis Kurt Gerstein erarbeitet worden ist.
In der Ludwigskirche ist die Ausstellung bis zum 11.10.06 täglich außer Montags von 10 – bis 18 Uhr zu sehen. Danach wandert sie in die Martinskirche in Köllerbach und zum Schluss wird sie in der Christuskirche in Neunkirchen gezeigt.
Quelle: Landeshauptstadt Saarbrücken, Pressemitteilung, 14.9.2006