Am 26. Juli 2006 besuchte Bernd Neumann, MdB, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin und Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien, in Begleitung des Bayreuther Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk (CSU) das Lastenausgleichsarchiv, eine Außenstelle der Abteilung B (Bundesrepublik Deutschland) des Bundesarchivs. Zu Beginn des Besuchs gab die Vizepräsidentin, Prof. Dr. Angelika Menne-Haritz, einige Informationen zum Bundesarchiv an seinen verschiedenen Dienstorten, und der Leiter der Außenstelle, Dr. Ulrich Ringsdorf, erläuterte die Einrichtung und ihre Bestände und zeigte bei einem Rundgang besonders interessante Stücke. Darunter waren etwa Lastenausgleichsakten von früheren Inhabern von Handwerksbetrieben, die in der Stadt Auschwitz angesiedelt waren und mit Fotos ihre frühere Tätigkeit dort belegten, um nach Umsiedlung in die Bundesrepublik Entschädigungen für ihre materiellen Verluste, die sie bei der Flucht aus der besetzten Stadt erlitten hatten, zu beantragen.
Besonderes Interesse fanden Unterlagen aus dem Projekt zur Ostdokumentation, das in den 50er und 60er Jahren unter der Leitung von Theodor Schieder durchgeführt wurde und bei dem Vertriebene selbst Beschreibungen ihrer früheren Wohnorte und ihrer Erlebnisse in den letzten Kriegstagen erstellt haben. Darunter gibt es Darstellungen persönlicher Erfahrungen, aber auch Rekonstruktionen von Stadtplänen mit Angaben der früheren Wohnungsinhaber oder Aufzeichnungen von Verwaltungsbeamten über die Struktur ihrer früheren Behörde und ihre Tätigkeit. Aus der Erinnerung wurde so eine ganze untergegangene Welt rekonstruiert und kann heute im Archivgut des Bundesarchivs nachvollzogen werden.
Das Lastenausgleichsarchiv archiviert vor allem die bei den Lastenausgleichsämtern der Städte und Landkreise entstandenen Akten und repräsentiert damit das gemeinsame Schicksal einer Bevölkerungsgruppe, die für die Geschichte der Bundesrepublik, ihre Identität und das gemeinsame Gedächtnis eine wichtige Rolle spielte. – Da Staatsminister Neumann die Hauptdienststelle Koblenz des Bundesarchivs aus seiner früheren Tätigkeit als Jury-Mitglied beim Deutschen Filmpreis bereits gut kennt, zeigte er großes Interesse jetzt auch noch die Berliner Dienststelle in Lichterfelde kennen zu lernen.
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Quelle: Bundesarchiv, Pressemitteilung, 28.7.2006