Am Samstag, 22. Juli 2006, öffnet das erste Zeitgeschichtsarchiv Südtirols seine Tore. Im Hotel „Pragser Wildsee“ haben Caroline Heiss und Hans-Günter Richardi mit Unterstützung des Südtiroler Landesarchivs wertvolle Dokumente aus der Zeit um das Kriegsende 1945 zusammengetragen. Damals waren von der SS 139 prominente Geiseln ins Pustertal verschleppt worden.
Die Errichtung des Archivs hat eine in Südtirol bekannte Vorgeschichte: Am 30. April 1945 trafen prominente Sippen- und Sonderhäftlinge aus dem KZ Dachau, die noch in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges als Geiseln der SS ins Pustertal verschleppt und in Niederdorf befreit worden waren, im Hotel "Pragser Wildsee" ein, wo sich Emma Heiss-Hellensteiner der Gefangenen annahm. Dieses Geschehen ist der Anlass, an diesem authentischen Ort ein Archiv einzurichten, das die Erinnerung an den Geiseltransport wachhalten und der weiteren Erforschung dieses zeitgeschichtlichen Kapitels dienen soll.
Darüber hinaus widmet sich das Archiv aber auch noch anderen Gebieten der Zeitgeschichte, die für Niederdorf und Prags von lokaler Bedeutung sind: dem frühen Tourismus im Hochpustertal, dem Beginn des Alpinismus in den Pragser Dolomiten und der Dolomitenfront im Ersten Weltkrieg, die in der Nähe von Niederdorf und Prags verlief.
Literatur:
Hans-Günter Richardi: SS-Geiseln am Pragser Wildsee. Der Leidensweg prominenter KZ-Häftlinge aus 17 Ländern Europas nach Südtirol
Prags : Zeitgeschichtsarchiv Pragser Wildsee, 2006
112 S. : Ill., Kt., ISBN: 88-902316-0-2, Euro 14,80
Quelle: Autonome Provinz Bozen, Pressemitteilung des Landespresseamtes, 14.7.2006