Das Stadtarchiv Bamberg nimmt die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland zum Anlass für eine historische Betrachtung des Themas \“Sport in Bamberg\“ in den vergangenen Jahrhunderten. Vom 7. Juni bis 22. September 2006 zeigt es in seinen Räumen die Ausstellung \“Stählung des Körpers und Festigung des Willens. Schlaglichter der Sportgeschichte Bambergs\“.
In fünf zeitlich gegliederten Abschnitten werden die unterschiedlich prägenden Merkmale des \“Sports\“ in diesen Epochen dargestellt. Vom Mittelalter bis in das beginnende 19. Jahrhundert ist Sport primär Übung für den Kampf, Vorbereitung der Verteidigung und geselliges oder gesellschaftliches Verhalten innerhalb der einzelnen sozialen Stände.
Im 19. Jahrhundert wird unter dem Einfluss der Vorstellungen des \“Turnvaters\“ Jahn die individuelle Körperertüchtigung zum Ziel (z.B. um den Feuerwehrleuten bessere Körperbeherrschung zu ermöglichen) – anfangs in Verbindung mit politischen Absichten -, ehe sich dann um 1900 unter dem Begriff der \“English sports\“ der Vergleich im Wettkampf, die Höchstleistung und der \“Sieg\“ neue Vorstellungen entwickelten; aus dieser Zeit stammt eine Vielzahl der heutigen Mehrsparten- und vor allem der Fußball-Vereine. Bald entstanden darüber hinaus, bedingt durch technische Entwicklungen, neue Varianten wie der Motorsport.
Auch wenn nach 1933 die Ausübung des Sports zunächst in den Vereinen noch \“as usual\“ betrieben wurde, so änderten sich doch die Zielsetzung und die Organisation ganz wesentlich. Erneut wurde die Körperertüchtigung das eigentliche Ziel, nun allerdings – oft unbemerkt – mit Blick auf die Erfordernisse des geplanten Krieges und unter dem Dach einer gleichgeschalteten und rassenpolitisch einheitlichen Ausrichtung. Nicht das Individuum und seine persönliche Entfaltung zählte, sondern seine Einordnung und Einbindung in die \“Volksgemeinschaft\“.
Die Nachkriegszeit ist schließlich von unterschiedlichen Strömungen geprägt: Zunächst eingeschränkt von den schwierigen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen gelang es den Vereinen doch zusehends, ihre Aktivitäten aus den letzten Friedensjahren wieder aufzunehmen. Hinzu kamen neue, etwa von den Besatzungsmächten importierte und hierzulande akzeptierte Sportarten wie Football oder Basketball; schließlich prägen Kommerzialisierung und Professionalisierung den Sport, aber auch so gegensätzliche Entwicklungen wie Individualisierung – durch immer neue Trendsportarten, die nicht mehr im Verein ausgeübt werden – und gleichzeitig sportliche Großveranstaltungen, die immer mehr Menschen in ihren Bann ziehen; der Sport teilte sich vollends in Leistungssport, der immer mehr zu einem kommerziellen Anker wird, und den nach wie vor bestehenden Breitensport unter dem Einfluss eines verstärkten Gesundheitsbewusstseins.
Die Ausstellung zeigt die Entwicklungen an Bamberger Vereinen, Ereignissen und Sportstätten auf; vier seit 1882 in Bamberg abgehaltene Landesturnfeste sind Paradebeispiele der Veränderungen. Zahlreiche Archivalien wie Urkunden, Fotos und Plakate, aber auch Gegenstände wie Fahnen, Pokale oder Sportgeräte dokumentieren Varianten und Höhepunkte und machen den unterschiedlichen Stellenwert und die verschiedenartigen Ziele deutlich, die \“Sport\“ annehmen konnte: vom Ritterturnier und Fischerstechen bis zum Weltkulturerbelauf.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am Dienstag, 6. Juni, um 18.00 Uhr im Stadtarchiv Bamberg statt. Die Ausstellung ist während der Dienstzeiten des Stadtarchivs (Mo.-Mi. 8.00-16.00 Uhr, Do. 8.00-20.00 Uhr, Fr. 8.00-14.30 Uhr; Sa., So., Feiertage geschlossen) zugänglich. Der Eintritt ist frei. Gruppenführungen nach Vereinbarung.
Kontakt:
Stadtarchiv Bamberg
(Untere Sandstr. 30a (ehem. \“Chirurgie\“)
96049 Bamberg
Tel. 0951/87-1370 (Dr. Robert Zink)
Fax: 09 51/87 19 68
stadtarchiv@bamberg.de
Quelle: Der Neue Wiesenbote, 3.6.2006