Rotes Kreuz begrüßt Öffnung des Holocaust-Archivs

Die Entscheidung zur Öffnung des Holocaust-Archivs in Bad Arolsen ist auf ein positives Echo gestoßen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) begrüßte die Entscheidung und versprach Unterstützung für die Arbeit des Internationalen Suchdienstes (ITS). 1943 vom Britischen Roten Kreuz begründet, kümmert sich der Suchdienst seit 1946 aus dem nordhessischen Bad Arolsen um das Schicksal während der NS-Zeit verschleppter und verschwundener Zivilpersonen. Im vergangenen Jahr gingen knapp 151.000 Anfragen beim Suchdienst ein, der seit 1955 dem IKRK untersteht. Derzeit sind mehr als 320.000 Anfragen noch unbearbeitet.

Wie die Sprecherin des Suchdienstes, Maria Raabe, in Bad Arolsen erklärte, vereinbarten die Staaten, den neugefassten Vertrag zum ITS bis Jahresende zu unterschreiben. Danach muss das Abkommen noch von den Länderparlamenten ratifiziert werden. Dies dürfte nochmals ein weiteres halbes Jahr dauern. Anschließend könnte das Archiv für die historische Forschung geöffnet werden. Das Archiv durfte auf Grund internationaler Verträge bisher nur für den Internationalen Suchdienst des Roten Kreuzes genutzt werden.

Der aus Vertretern von elf Ländern bestehende Ausschuss hatte sich nach langem Ringen am Dienstagabend in Luxemburg auf die Freigabe der Unterlagen des weltweit bedeutendsten Archivs zur Geschichte der NS-Gewaltherrschaft geeinigt. Der ITS-Ausschuss beschloss Textänderungen am 1955 geschlossenen Vertrag über das Archiv, das Dokumente über 17,5 Millionen Verfolgte des Nazi-Regimes verwaltet. Der Änderungsbeschluss der Vertreter Deutschlands, Belgiens, Frankreichs, Griechenlands, Großbritanniens, Israels, Italiens, Luxemburgs, der Niederlande, Polens und der USA wurde einstimmig getroffen.

Zu den ungeklärten Fragen zählte zuletzt, wie rasch das Archiv digital gespeichert und die Daten an die Mitgliedstaaten übergeben werden können. Zur Klärung der datenschutzrechtlichen Fragen in Zusammenhang mit der Übergabe von ITS-Daten an Archive in anderen Ländern soll nun eine Expertenkommission einberufen werden, wie Raabe erläuterte.

Quelle: ICRC, Press Release 06/47, 17.5.2006; Associated Press, 17.5.2006; Andrea Kinzinger, Spiegel Online, 17.5.2006 

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