Über den Umgang mit dem zeichnerischen Nachlass der Industrie

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Hinterlassenschaften der Industrie ist unbestritten etablierter Bestandteil des geschichtlichen Forschungsbetriebes. Dennoch hat sich ein Fach wie \“industrial archaeology\“ nicht wirklich etablieren können. Die vielfältigen Einzelaspekte sind als eigenständige Disziplin fast nicht vertreten, sondern den einzelnen bestehenden Fachbereichen angegliedert worden, die sich natürlich dieses verlockende Aufgabengebiet nicht haben entgehen lassen wollen. Angetreten unter dem Aspekt des Bewahrens des industriellen Erbes, ist zunächst die Industriedenkmalpflege flächendeckend in der Bundesrepublik für eine Reihe von Jahren intensiv aktiv gewesen. Mittlerweile befindet sie sich auf dem Rückzug. Dabei lag der Schwerpunkt auf dem Bereich der Dokumentation und weniger auf dem der wissenschaftlichen Erforschung. Angesichts des dramatischen Strukturwandels in der Industrie, der seiner eigenen, sich beständig verändernden Dynamik unterliegt, war dies unumgänglich. Ein verantwortlicher Umgang mit der eigenen gebauten bzw. materiellen Geschichte ist der Industrie selbst aus weitgehend vorgeschobenen Rentabilitätsgründen fremd geblieben. 

In einigen Branchen wird dieser Strukturwandel durch nahezu vollständige Aufgabe – zum Beispiel im Bergbau – in Kürze zum Abschluss kommen, in anderen Erwerbszweigen durch Überlagerung mit Neunutzungen zu weiteren Veränderungen unter Anpassungszwängen führen. Andererseits führt der gesellschaftliche Generationenwandel zunehmend zu Veränderungen im Rezeptionsverhalten und in den Bewertungskriterien hinsichtlich der Erhaltungsbemühungen. Auch hier gilt es hinsichtlich Akzeptanz und Wahrnehmung im Rahmen des eigenen verantwortungsbewussten gesellschaftlichen Handelns immer wieder intensiv die Zielrichtung unserer Fachgebiete zu überprüfen. Als fachkundige Sachwalter öffentlichen Interesses und als Bewahrer erhaltenswerter Industriebauten sind wir der Gesellschaft Rechenschaft schuldig für unser Tun und Unterlassen.

Intensives Nachdenken über die zukünftige Ausrichtung dieses Wissenschaftsbereiches und das Aufzeigen aktueller Forschungsansätze stehen im Mittelpunkt der Tagung. Sie wendet sich an die Fachvertreter/innen der Hochschulen und der Denkmalpflege sowie der privaten und öffentlich-rechtlichen Stiftungen, der Forschungseinrichtungen und der Institutionen archivischer und musealer Betreuung. 

Info:
Vom Entwurf zum Depositum. Über den wissenschaftlichen Umgang mit dem zeichnerischen Nachlass der Industrie. Wissenschaftliches Symposion aus Anlass der Erforschung des zeichnerischen Nachlasses der Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer, 26. April 2006 im Deutschen Bergbau-Museum Bochum. 

Anmeldeschluss: 20.04.2006 

Veranstalter: Deutsches Bergbau-Museum Bochum / Bergbau-Archiv, Bochum

Veranstaltungsort: Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Am Bergbaumuseum 28, 44791 Bochum

Programm

9.00 Uhr

I. Begrüßung / Eröffnung / Einleitung
(Prof. Dr. Rainer Slotta, Deutsches Bergbau-Museum Bochum [DBM])

9.30 Uhr

II. Die Archivierung und Dokumentation des industriellen Erbes 
(Moderation: Prof. Dr. Rainer Slotta)

1. Architektur im Museum – Planungsdokument oder Kunstgut?
(Dr. Eva-Maria Barkhofen; Architektursammlung der Berlinischen Galerie)

2. Die Wissenschaftlichen Sammlungen des Instituts für Regionalentwicklung und Strukturplanung – Bau- und Planungsgeschichte in den neuen Bundesländern 
(Alexander Obeth; Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung [IRS], Erkner)

3. Architektennachlässe – Überlieferungsmuster und Forschungsperspektiven
(Dr. Stephan Strauß, Krefeld)

Diskussion

11.00-11.30 Uhr Kaffeepause

4. Architekturgeschichtliche Quellen in Wirtschaftsarchiven – das Beispiel Bergbau-Archiv Bochum
(Dr. Michael Farrenkopf/Dr. Stefan Przigoda, DBM)

5. Dokumentation des industriellen Erbes mit modernen Informationssystemen
(Dipl.-Ing. Jürgen Heckes, DBM)

6. Dokumentation und Erhalt des industriellen Erbes durch materialkundliche Forschung
(Dr. Stefan Brüggerhoff, DBM)

Diskussion

13.00-14.30 Uhr Mittagspause

III. Die Erforschung des zeichnerischen Erbes 
(Moderation: PD Dr.-Ing. Wilhelm Busch)

7. Aspekte der Konstruktions- und Bautechnikgeschichte. Johann August Röbling – vom preußischen Baukondukteur zum Konstrukteur der Brooklyn Bridge 
(Prof. Dr. Andreas Kahlow, Potsdam)

8. Anmerkungen zu Schinkels Architekturzeichnungen unter besonderer Berücksichtigung der Allgemeinen Bauschule
(Vertr.-Prof. Christian Raabe, Aachen/Berlin)

Diskussion

15.45-16.15 Uhr Kaffeepause

9. Der zeichnerische Nachlass der Industriearchitekten Fritz Schupp und Martin Kremmer (Dipl.-Ing. Kristina Pegels, DBM)

17.00 Uhr

IV. Resümee / Schlussdiskussion
unter der Leitung von PD Dr.-Ing. Wilhelm Busch, Mönchengladbach/Aachen

Ende des Symposions gegen 18.00 Uhr 

Kontakt
Dr. Michael Farrenkopf
Deutsches Bergbau-Museum Bochum
(0234) 58 77 -154
(0234) 58 77 -111
michael.farrenkopf@bergbaumuseum.de 
http://www.bergbaumuseum.de

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