Streit um deutsche Holocaust-Akten

Der Internationale Suchdienst des Roten Kreuzes (ITS) wurde im Zweiten Weltkrieg geschaffen, um Vermisste zu suchen. Zudem sollte der ITS Unterlagen über Insassen von Arbeits- und Konzentrationslagern sammeln und auswerten. 1946 siedelte sich die Organisation im nordhessischen Bad Arolsen an, seit 1955 steht sie unter der Leitung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Genf. Der Suchdienst hat 345 Mitarbeiter. Den Etat von 14 Millionen Euro deckt der Bund. 

Mehr als 47 Millionen Dokumente mit Hinweisen auf 17 Millionen NS-Opfer verwaltet der ITS in Bad Arolsen. Fremden blieb der Einblick in die Aktenordner bislang verwehrt. Um den Zugang zu den Akten voller Häftlingslisten, Arbeitskarten und Sterbeurkunden entbrannte deshalb eine heftige internationale Kontroverse. 

Der Holocaust-Forscher Professor Johannes Houwink ten Cate von der Universität Amsterdam vermutet, dass der ITS administrative Techniken verwendet, um die Dokumente weniger leicht zugänglich zu machen. Seit langem steht der Vorwurf im Raum, dass der Suchdienst langsam arbeite und die Akten horte, um das eigene Dasein zu sichern. Hauptaufgabe des Archivs war bisher das Liefern von Belegen für Zwangsarbeit in Deutschland, die Überlebende für Entschädigungen benötigten. Der ITS müsse sich von einer humanitären Organisation in ein funktionierendes Archiv verwandeln, erklärt Ten Cate. Er sei guter Hoffnung, dass dies funktioniert. Eine Entscheidung wird im Mai bei der Jahressitzung der Elf-Staaten-Kommission erwartet, die die Arbeit des Suchdienstes überwacht.

Berichte:

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung, 13.3.2006

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.