Neue Quellen zur Frauengeschichte im Stadtarchiv Karlsruhe

Das Stadtarchiv Karlsruhe kann eine wertvolle Ergänzung seiner Bestände durch den Nachlass der Schriftstellerin, Politikerin und Frauenrechtlerin Marie Schloß verbuchen. Deren in der Schweiz lebende Enkelin schenkte dem Stadtarchiv im Frühjahr 280 Briefe aus den Jahren 1900 bis 1952, die nun bearbeitet und der Öffentlichkeit zugänglich sind.

Marie Schloß, geb. Haas, wurde am 31. März 1872 in Freiburg im Breisgau geboren. Nach dem Tod ihres Mannes, des Zigarettenfabrikanten Adolf Schloß, im Jahr 1907, lebte sie von 1908 bis 1912 mit ihren Söhnen in Karlsruhe in der Karlstraße 90 und in der Akademiestraße 40. Wie ihr Bruder, der spätere badische Innenminister und Reichstagsabgeordnete Ludwig Haas, engagierte Marie Schloss sich in der linksliberalen Fortschrittspartei. Sie gehörte einem Kreis gebildeter Frauen des Bürgertums an, die in fortschrittlichen Organisationen mitarbeiteten, so z.B. im Verein für Frauenstimmrecht oder in der unentgeltlichen Rechtsauskunftsstelle für Frauen und Mädchen. Marie Schloß war zeitweise auch Redakteurin beim Badischen Landesboten, der Karlsruher Zeitung der Fortschrittlichen Volkspartei. Hier redigierte sie die Rubrik \’Was die Frauen angeht\‘ und schrieb selbst Artikel über alle in der Frauenbewegung diskutierten Fragen. Marie Schloß und Sonja Kronstein waren zwei der Karlsruherinnen, die häufig öffentlich auftraten und bei politischen Versammlungen auch in den Diskussionen das Wort ergriffen.

Bei den 280 Dokumenten des Briefnachlasses von Marie Schloß handelt es sich zum größten Teil um Korrespondenz in Form von Briefen, Briefkarten, Postkarten oder Mitteilungen auf Visitenkarten. Unter den Korrespondenzpartnern von Marie Schloß waren Persönlichkeiten wie die Schriftstellerin Helene Christaller, der Schriftsteller Detlev von Liliencron, die Schweizer Kunstmalerin Bertha Züricher, die Juristin und Frauenrechtlerin Anita Augspurg und die schwedische Schriftstellerin Ellen Key. Mit dem Schwarzwälder Kunstmaler Karl Bartels und der Schweizer Kunstmalerin Bertha Züricher (Foto) unterhielt Marie Schloß den umfangreichsten Schriftverkehr, gefolgt von dem Maler und langjährigen Direktor der Kunsthalle Karlsruhe Hans Thoma.

Die bislang spärlichen Quellen zu einer der ersten in Karlsruhe tätigen Politikerinnen und Frauenrechtlerinnen werden durch den Nachlass in sehr willkommener Weise ergänzt. 

Kontakt:
Institut für Stadtgeschichte
– Stadtarchiv –

Markgrafenstraße 29
76133 Karlsruhe
Tel: 0721/133-4223
Fax: 0721/133-4299
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