Am Reformationstag hat das Landeskirchliche Archiv der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck zum ersten Mal eine Ausstellung im eigenen Haus eröffnet. 50 geladene Gäste aus den Bereichen Kirche und Kultur wohnten der Eröffnung bei. Dr. Bettina Wischhöfer, Leiterin des Archivs, führte in die Ausstellung ein. Kerstin Langschied und Peter Unglaube, beide Mitarbeiter des Archivs, entwickelten ihre Ausstellungskonzeption anschließend in einem Streitgespräch.
Abb.: Kerstin Langschied und Peter Unglaube, die Kuratoren der Ausstellung, während der Eröffnung (Foto: LkA EKKW)
Am 18. Juni, dem Stichtag der Reform durch Landgraf Moritz vor 400 Jahren, gab es zwar einen Hinweis im Internet auf dem „Bildungsserver Hessen“, es fand aber nirgendwo eine Ausstellung statt. Also konzipierte das Archiv eine Ausstellung, die an die Ereignisse um die Zweite Reformation und die weitreichenden Folgen der drei Verbesserungspunkte von Landgraf Moritz erinnert (anderes Verständnis von Christus in der Welt, Bilderverbot, neues Abendmahl).
Bei einem Rundgang durch die Ausstellung gibt es viel zu entdecken: schwarze Tücher, gebrochenes Brot, zerbrochene Bilder, ja – Prügeleien in einer Kirche und eine Mordgeschichte: der Ermordete war lutherisch, der Täter reformiert. Die von Landgraf Moritz initiierte Reform löste in der Bevölkerung teilweise offenen Widerstand aus. So wurden in manchen Kirchengemeinden jahrelang die Konfirmationen boykottiert, da sich die Bevölkerung mit dem neuen Abendmahl nicht anfreunden konnte.
Die zwölf Ausstellungstafeln sind zu gut 60 Prozent mit bisher nicht ausgewerteten und veröffentlichten Archivalien und Exponaten des Landeskirchlichen Archivs Kassel bestückt worden. Die sozialgeschichtliche Auswertung der Quellengattungen Kirchenbücher und Kirchenrechnungen lieferte zentrale Daten zur Mikrogeschichte der Reform in den einzelnen Kirchengemeinden. Es ist eine zentrale Aufgabe des Archivs, „in Mitverantwortung für das kulturelle Erbe“ an der „Auswertung und Vermittlung“ seines Archivgutes mitzuwirken.
Die Ausstellung reiht sich auch in die Initiative der EKD zur Förderung kirchlicher „kultureller Kompetenz“ ein.
Das Landeskirchliche Archiv gestaltet kirchliche Erinnerungskultur anschaulich und lebendig. Auch deshalb wird diese Ausstellung im nächsten Jahr als Wanderausstellung durch die Landeskirche gehen. Eine Publikation zur Ausstellung ist in Vorbereitung.
Die Ausstellung „Von gebrochenem Brot und zerbrochenen Bildern – Die Zweite Reformation in Hessen-Kassel 1605“ ist vom 1. November 2005 bis zum 22. Dezember 2005 Dienstags bis Donnerstags von 8.00 bis 16.00 Uhr im Foyer des Landeskirchlichen Archivs Kassel, Lessingstraße 15 A, 34119 Kassel, zu sehen. Führungen sind nach Voranmeldung möglich (Tel. 0561/ 788760, Mail: archiv@ekkw.de).
Bettina Wischhöfer
Links:
- Kerstin Langschied: Von gebrochenem Brot und zerbrochenen Bildern. Die "Zweite Reformation" in Hessen-Kassel (pdf)
- Peter Unglaube: Die drei Verbesserungspunkte von 1605. Theorie und Praxis der Zweiten Reformation in Hessen-Kassel (pdf)
Kontakt:
Dr. Bettina Wischhöfer
Landeskirchliches Archiv Kassel / Vorsitzende Verband kirchlicher Archive
Lessingstraße 15 A
34119 Kassel
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Fax: 0561 / 78876-11
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