Der Schriftsteller Walter Kempowski (76) übergibt sein umfangreiches Archiv an die Akademie der Künste in Berlin. Insgesamt sind in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten etwa fünfhundert laufende Meter Archivalien zusammengekommen. Das Archiv in Kempowskis Landhaus Kreienhoop im niedersächsischen Nartum, wo Kempowski von 1965 bis 1979 als Volksschullehrer arbeitete, umfasst die literarische Sammlung des Autors (102 lfd. Meter), etwa 8.000 Biografien (300 lfd. Meter) sowie 300.000 Privatfotos (81 lfd. Meter). Das literarische Archiv heißt Kempowski sein \“Grünes\“, die Sammlung der Lebensläufe und Dokumente sein \“Blaues\“, die Fotosammlung sein \“Gelbes Archiv\“. Eine neue Sammlung mit persönlichen Geschichten von Asylbewerbern und ehemaligen Russlanddeutschen ist geplant.
Mit den gesammelten Materialien hatte der Schriftsteller seine autobiografisch geprägten Romane, die \“Deutsche Chronik\“ sowie sein Projekt \“Echolot\“, in dem er Tagebücher, Briefe und andere Alltagszeugnisse zu collagenartigen Zeitgemälden verarbeitete, erstellt. Von den vielen Schicksalen, die er zusammengetragen habe, seien Wunden in seiner Seele zurückgeblieben.
Kempowski hatte mit dem Sammeln von Dokumenten und Schicksalen 1956 nach seiner Haftentlassung aus dem Gefängnis in Bautzen begonnen, wo er wegen angeblicher Spionage für den Westen inhaftiert war. Ein Teil seines Archivs ist bereits in seiner Geburtsstadt Rostock öffentlich zugänglich. Es wäre seiner Ansicht nach finanziell nicht möglich gewesen, die komplette Sammlung in die Hansestadt zu geben.
Die Akademie am Pariser Platz in Berlin wird das umfangreiche Archiv des Schriftstellers künftig für alle zugänglich machen, die damit wissenschaftlich arbeiten wollen. Im Frühjahr 2007 soll es zudem eine Ausstellung der Sammlung als Chronik des vergangenen Jahrhunderts geben.
Kontakt:
Haus Kreienhoop
27404 Nartum
Tel.: 04288/438
info@kempowski.de
Quelle: RP Online, 25.10.2005; Angelika Rausch, SVZ, 25.10.2005