Nachlass von Präses Held im EKiR-Archiv

Im Düsseldorfer Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) lagern bereits die Handakten von Präses Heinrich Held (1948-1957). Diese stellen in ihrer Struktur die eigentliche Registratur des Landeskirchenamtes im heutigen Sinne dar. Zu zahlreichen kirchenpolitischen Initiativen und Fragen sind daher für die Amtszeit von Held dessen Handakten ergiebiger als die entsprechenden Sachakten des Landeskirchenamtes. Jetzt erhielt das EKiR-Archiv zudem noch den Nachlass ihres ehemaligen leitenden Theologen.

Der 1897 geborene evangelische Pfarrer Heinrich Held wurde 1945 nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst Superintendent in Essen und 1946 Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche im Rheinland. 1948 wurde er zum Präses der EKiR gewählt, die er von ihrem Sitz Düsseldorf aus bis zu seinem überraschenden Tod im September 1957 leitete. Heinrich Held wirkte bei der Gründung des Deutschen Evangelischen Kirchentages und bei den Einigungsbemühungen in der Ökumene mit. Im deutsch-französischen Bruderrat und in der sog. Brüsseler Konferenz arbeitete er an der Gründung einer Konferenz europäischer Kirchen mit. Held knüpfte Beziehungen zur orthodoxen Kirche Russlands und nahm 1957 an der Tagung des Lutherischen Weltbundes in Minneapolis ( USA) teil.

Bekannt wurde Heinrich Held durch sein Engagement in der Bekennenden Kirche während des "Dritten Reiches". Als Hilfsprediger in Wesseling bei Brühl gründete Held im Juli 1933 zusammen mit Joachim Beckmann, der später sein Nachfolger im Präsesamt werden sollte, die \“Rheinische Pfarrbruderschaft\“, die rheinische Gruppe des Pfarrernotbundes Martin Niemöllers. Im Kampf gegen den Reichsbischof Ludwig Müller wurde im Winter 1933/34 die \“Freie Evangelische Synode im Rheinland\“ gegründet. Held, der 1934 an der Bekenntnissynode in Barmen teilnahm, gehörte der Kirchenleitung der Bekennenden Kirche im Rheinland ebenso an wie der Preußischen und der Deutschen Bekenntnissynode. Er widmete sich dem Vortragsdienst und der publizistischen Arbeit der Bekennenden Kirche, soweit und solange das möglich war. Das führte zu mehreren Verhaftungen und einem Reichsredeverbot. Im Spätherbst 1944 gewährte Heinrich Held hatte gemeinsam mit seinem Amtsbruder Johannes Böttcher mehreren Essener Juden Unterschlupf in den Kellergewölben der Rüttenscheider Reformationskirche und versteckte sogar in seinem Pfarrhaus jüdische Mitbürger, die so vor dem Abtransport in die nationalsozialistischen Vernichtungslager gerettet wurden. 2003 erklärte die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem Heinrich Held posthum zum "Gerechten unter den Völkern".

Ehrenplakette und Ehrenurkunde aus Yad Vashem gehören zum Nachlassbestand Heinrich Helds, den die Söhne des Präses nun an den heutigen Präses der EKiR, Nikolaus Schneider, resp. an das Landeskirchenarchiv übergaben. Da die rheinische Kirche die Heimat von Präses Held gewesen sei, gehöre der Nachlass seines Vaters nicht in ein Privatarchiv, erklärte der älteste Sohn Bischof i.R. Heinz Joachim Held im Rahmen einer Feierstunde im Landeskirchenamt. Mit der Übergabe der Dokumente verbindet die Familie Held die Hoffnung, das Erbe des ersten Präses der EKiR der Öffentlichkeit und der wissenschaftlichen Forschung zugänglich zu machen. 

Präses Schneider dankte der Familie Held für die anvertrauten Schriftstücke, die für den Direktor des landeskirchlichen Archivs, Dr. Stefan Flesch, einen \“immens wertvollen Neuzugang" darstellen. Für die historische Forschung seien die persönlichen Dokumente wertvoll. Dies gelte besonders für die über zweihundert Briefe, die Held, der nach seinem Abitur 1915 als Kriegsfreiwilliger in den Ersten Weltkrieg zog, während des Krieges an seine damalige Braut schrieb. Flesch hofft, Teile des Nachlasses demnächst in einer Ausstellung präsentieren zu können.  

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Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland 
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Telefon: 0211/4562-225
Fax: 0211/4562-421
archiv@ekir-lka.de

Quellen: Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL II (1990), 16.1.2002; EKiR, 16.9.2003; EKiR, 9.9.2005.

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