Bei den Handschrift-Fragmenten, die 2001 im Stift Zwettl gefunden worden sind, geht es, wie eigentlich schon länger klar ist, nicht um eine Nibelungen-Version, sondern um eine deutsche \“Erec\“-Fassung (siehe den Bericht zum Streit um die Fragmente). Der Salzburger Altgermanist Ulrich Müller ist überzeugt, dass es sich um eine bisher unbekannte deutsche Erec-Version aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts handelt, womit der Fund eine eigentlich noch größere Sensation sei, da es schon viele Nibelungenlieder von Hartmann von Aue gebe, so Müller.
Müller und seine Mitarbeiterin Margarete Springeth waren nach dem Fund von der Zwettler Stifts-Archivarin Charlotte Ziegler in die Auswertung der Schriften eingebunden worden. Nun legten Springeth und Ziegler erstmalig eine unter Mitarbeit von Kurt Gärtner (Universität Trier) und Ulrich Müller erstellte Edition der Textfragmente vor. Sie enthält eine Transkription der Textstücke samt Beschreibung und damit eine verlässliche Textgrundlage für weitere Untersuchungen.
Publiziert wurde der Beitrag in Heft Nummer 127, 2005/1, der Fachzeitschrift \“Geschichte der deutschen Sprache und Literatur" (Verlag Max Niemeyer, Tübingen).
Zwar konnten sich die Autoren des Beitrags auf die Beschreibung der Fragmente einigen. Über die inhaltliche Deutung gebe es bisher jedoch keine Einigung. Charlotte Ziegler werde ihre Sicht der Stift Zwettler Fragmente demnächst in einer eigenen Publikation darlegen, wobei sie sich zusätzlich auf neue fototechnische Ergebnisse stützen wird.
Info:
Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 127 (2005), Heft 1
ISBN : 3-484-98097-4, Kartoniert, Juni 2005, 108,00 €; 171,00 sFr
Quelle: NÖN online, 11.8.2005