Während des Zweiten Weltkrieges schufteten in Neuss 10.000 Fremd- und Zwangsarbeiter. Sie arbeiteten in Privathaushalten, bei Landwirten, vor allem aber in Unternehmen wie dem Landmaschinenhersteller IHC, der allein die Arbeitskraft von 2.800 Fremdarbeitern ausbeutete. Viel besser als andernorts im Reich erging es diesen Menschen auch am katholisch geprägten Niederrhein nicht. Das belegt die Dokumentation „Zwangsarbeit in Neuss während des Zweiten Weltkrieges“, die gut fünfeinhalb Jahre nachdem der Rat diese Studie angeregt hatte, jetzt im Stadtarchiv Neuss vorgestellt wurde.
Sie kommt unter anderem zu dem Schluss, dass der Ausländereinsatz nicht hinterfragt wurde sondern in der Stadt als Phänomen der Kriegszeit breite Akzeptanz fand. Für die Gruppe der führenden Industrievertreter in Neuss stellten die Autoren Dr. Andrea Niewerth und Christoph Roolf sogar fest, „dass sie während des Krieges die lokale Zwangsarbeiterpolitik sehr rigide durchzusetzen bemüht war und somit Ermessensspielräume bei der Ausgestaltung der Gesetze und Erlasse zugunsten ihrer Unternehmen ausschöpfte“.
Bei ihrer Arbeit konnten Roolf und Niewerth auf eine Reihe von Quellen zurückgreifen, die bisher noch nicht ausgewertet wurden. Dazu zählten die bislang ungeordneten Bestände des Hafens, vor allem aber die Archive von Neusser Unternehmen, allen voran der Firmengruppe Wilhelm Werhahn, die den Forschern zugänglich gemacht wurden. Die Firmen hätten sich der Auseinandersetzung mit dem Thema offensiv gestellt, lobt Stadtarchivleiter Dr. Jens Metzdorf. Als unbekannte Quellen sind aber auch die Skizzen, Berichte, Briefe und Fotos zu bewerten, die von den ehemaligen Zwangsarbeitern selbst stammen und meist ans Stadtarchiv kamen, weil die Autoren auf Anerkennung als Zwangsarbeiter und Entschädigung hofften. Gut 500 solcher Anfragen konnten bestätigt werden. Angesichts von 5.100 dem Stadtarchiv namentlich bekannten Zwangsarbeitern eine geringe Zahl.
Info:
Andrea Niewerth/Christoph Roolf: Zwangsarbeit in Neuss während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945), Neuss 2005 (Dokumentationen des Stadtarchivs Neuss, Bd. 7).
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Quelle: Christoph Kleinau, NGZ-online, 9.6.2005