Die Geschichte verbirgt sich zum Teil in Schnipseln von anderthalb Minuten Länge. Andere Stücke laufen über 15 Minuten. In zum Teil mühevoller Kleinarbeit hat Sandra Kohlmann während eines einmonatigen Praktikums im Stadtarchiv Mönchengladbach historische Filme erschlossen. Diese liegen auf 74 Rollen vor, die in kühlen Kammern des Stadtarchivs schlummerten. So in die Tiefe wie die ausgebildete wissenschaftliche Dokumentarin Kohlmann konnte hier bisher niemand gehen. \“Dazu haben wir bei der Menge an Material, die uns erreicht, keine Chance\“, sagt Archivleiter Christian Wolfsberger.
Etwa 90 Prozent der Filme sind ohne Ton. Es fehlten daher zusätzliche Informationen. Zur dokumentarischen Arbeit gehört u.a., Orte, Personen, Handlungen festzuhalten mit Minutenangaben im Film. Wer läuft vielleicht kurz durchs Bild, ist aber wichtig? Hinter minimalistischen Angaben auf Karteikarten verbargen sich mitunter bemerkenswerte Blickwinkel, die den jeweiligen Zeitgeist dokumentierten.
Zum Teil musste die Dokumentarin, die nach dem Germanistik- und Geschichtsstudium zwei Jahre beim Südwestrundfunk volontierte und eine Fachausbildung in Potsdam absolvierte, mit nicht ganz ungefährlichen Materialien arbeiten. So waren unter den Streifen Azetatträger, die vor allem in den 50ern bis in die 80er verwendet wurden und sich unter bestimmten Bedingungen in Essigsäure zersetzen können. Diese Gladbacher Filme seien allerdings sehr gut erhalten. Noch älter sind die Nitrofilme, die 1898 auf den Markt und bis in die 50er zum Einsatz kamen. Auch davon lagern fünf im Archiv. Sie können bei falscher Handhabe explodieren. Da es die fünf Filme auch auf einer Sicherungskopie gibt, sollen sie nun zur Vernichtung ins Bundesarchiv geschickt werden.
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Quelle: Claudia Kook, Westdeutsche Zeitung, 25.5.2005