Einblicke in 500 Jahre evangelisches Pfarrhaus gibt eine Sonderausstellung im Eisenacher Lutherhaus. Anlass für die bis zum 28. August 2005 dauernde Ausstellung ist das 80-jährige Jubiläum der Gründung des Evangelischen Pfarrhausarchivs. Die Sonderausstellung präsentiert insbesondere Bücher, Handschriften und Kunstwerke von Menschen, die aus einem evangelischen Pfarrhaus stammen. So werden zum ersten Mal bisher nicht veröffentlichte handschriftliche Notizen von Albert Schweitzer, ein Eintrag von Friedrich Nietzsche in einem Album, ein Brief von Eduard Mörike an Gustav Schwab und ein Brief von Matthias Claudius an seine Söhne gezeigt. Unter den zahlreichen Gemälden und Grafiken befinden sich unter anderem Werke von Hans am Ende, der zur Künstlerkolonie Worpswede gehörte. Ausgestellt wird auch Porzellan von Johann Joachim Kändler, einst Porzellanmodelleur in Meißen, und ein Kräuterbuch von Hieronymus Bock, Aufseher eines herzoglichen Gartens, aus dem Jahr 1572.
Das Evangelische Pfarrhausarchiv wurde 1925 in Merseburg von dem Pfarrer August Angermann (1867-1948) zum 400. Jubiläum der Hochzeit Martin Luthers mit Katharina von Bora begründet. Mit dem Archiv sollte dokumentiert werden, dass viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Wissenschaftler, Künstler, Unternehmer und Politiker, ihre familiären Wurzeln im Pfarrhaus hatten und haben. Das in den ersten Jahrzehnten schnell gewachsene Archiv verfügt heute über mehr als 40.000 Archivalien, darunter Stammbücher, Briefe, Münzen, Medaillen, Gemälde und Kleinplastiken.
1932 wurde das Archiv nach Wittenberg in das ehemalige kurfürstliche Schloss verlegt. Dem Thüringer Landesbischof Moritz Mitzenheim ist es zu danken, dass das Archiv nach dem Krieg in Eisenach untergebracht werden konnte. Nach dem Wiederaufbau des Lutherhauses erhielt es 1956 hier seinen endgültigen Platz. In der 1996 völlig neu konzipierten ständigen Ausstellung wird die Geschichte des evangelischen Pfarrhauses von der Reformation bis in die Gegenwart dargestellt. Das Archiv selbst wird ständig ergänzt. So sind in den letzten Jahren Nachlässe von Pfarrerfamilien aufgenommen worden. Auch werden Medienberichte über evangelische Pfarrhäuser bis heute ausgewertet und gesammelt. Erfasst werden auch die Namen deutschsprachiger evangelischer Pastorinnen und Pfarrer und deren Kinder, die bedeutende wissenschaftliche, kulturelle oder künstlerische Aktivitäten entfaltet haben. Diese Pfarrhauskartei umfasst bisher 30.000 Namen nebst biografischen Angaben.
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Quelle: ELKTh Online, 7.3.2005