Bergfotografie: Vor dem inneren Auge scharen sich ein paar Männer um ein Gipfelkreuz. Die Mühsal des Aufstiegs steht ihnen noch in ihre kantigen, wettergegerbten Gesichter geschrieben. Da und dort liegt ein glückliches Lächeln über den errungenen Erfolg auf den Lippen. Das traditionelle Gipfelbild als Beweis des Erfolgs und der eigenen Leistung ist nur ein Aspekt des Genres Bergfotografie. Wie vielfältig dies ist, zeigt die Ausstellung \“Der ewige Augenblick\“, welche einen Überblick über die Geschichte der Bergfotografie seit 1860 gibt. Die Ausstellung wurde von Kuratorin Susanne Grieder am Schweizerischen Alpinen Museum (SAM) zusammengestellt.
Die Bilder zeigten auch Bergsportarten wie Klettern, Skitouren, Bobfahren und Curling. Die Fotografie sei ferner ein Ausdruck, um sich einem Berg oder einer Berglandschaft künstlerisch anzunähern. Aus über 250 Fotografen hat Grieder deren zwölf ausgewählt, die auf 70 Grossformaten Sujets zu den Leitmotiven Natur-Kultur-Mensch ins Bild rücken.
Die Ausstellung über 150 Jahre Geschichte der Bergfotografie macht laut Grieder auch den grossen Wandel der technischen Ausrüstung sichtbar. \“Fotoapparate wogen anfänglich 16 Kilo, und die Belichtungszeit betrug mehrere Minuten\“, erklärt Grieder. Möglich waren also nur Standbilder, die übrigens gleich vor Ort entwickelt worden waren.
Das Alpine Museum verfügt mit seinen rund 160\’000 Bergbildern – allein 100\’000 stammen aus dem Nachlass des Berner Oberländers Dölf Reist – über die grösste und wichtigste derartige Sammlung. Memoriav, eine Fachstelle des Bundes, verlieh ihr kürzlich gar das Prädikat \“von europäischer Bedeutung\“. Die Fotografie sei seit je ein wichtiges Standbein der Sammlung gewesen, habe aber lange ein Mauerblümchen-Dasein gefristet, sagt Urs Kneubühl, Direktor des Alpinen Museums. \“Wir haben gar nicht gewusst, was wir alles haben.\“ Dies wegen der Erschliessung des Materials, die mit einem sehr grossen Aufwand verbunden sei. Nun ist man sich aber über den Wert des Schatzes im Keller bewusst: \“Die Fotografie wird einer der Schwerpunkte unseres neuen Museums-Konzept sein\“, freut sich Kneubühl. Dieses will er der Öffentlichkeit Ende April präsentieren.
\“Das Archiv wird auch künftig nicht öffentlich zugänglich sein, aber öffentlich nutzbar – als eine Art Bildagentur für Publikationen\“, sagt Direktor Kneubühl.
Quelle: Renat Künzi, swissinfo, 2.3.2005