Neuer Leiter des Bildarchivs Foto Marburg

Das Bildarchiv Foto Marburg hat seit dem 1. November 2004 einen neuen Leiter. Dr. Christian Bracht übernahm zu diesem Termin die Geschäfte von Professor Dr. Lutz Heusinger. Christian Bracht (40) wirkte während der vergangenen vier Jahre an der Universität Bern innerhalb des Dachprojekts Swiss Virtual Campus. Dieses Programm widmet sich dem Lernen via Internet auf Hochschulebene. Nach seinem Studium der Kunstgeschichte, Germanistik, Baugeschichte und Philosophie war Bracht zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter am Goethe-Nationalmuseum im Rahmen der Europäischen Kulturstadt Weimar 1999, danach an den Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.

Neben seinen Forschungs- und Lehrtätigkeiten war er kontinuierlich mit dokumentationswissenschaftlichen Projekten betraut, etwa einer webbasierten Rekonstruktion der barocken Gemäldesammlung Giustiniani oder der Entwicklung eines umfangreichen E-Learning-Angebots mit einer digitalen Diathek für die Kunstgeschichte.

Nach Marburg zog Bracht die "Lust an den Bildern", insbesondere das Interesse am "alten Medium Fotografie in Verbindung mit den Neuen Medien". Nun führt er unter anderem das prominenteste Drittmittelprojekt von Foto Marburg weiter, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird: die webbasierte Handschriftendatenbank Manuscripta Mediaevalia. Gemeinsam mit Museen und Denkmalämtern arbeitet er an der Sicherheitsverfilmung und wissenschaftlichen Dokumentation deren Bestände, die dann digitalisiert werden und über den Marburger Bildindex der Kunst und Architektur im Internet frei zugänglich sind .

Zudem setzt er eigene Pläne zur Vernetzung und Internationalisierung des Bildarchivs um. So etwa kooperiert er mit der ETH Zürich oder der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien. Gleichzeitig geht er auf die deutschen Bibliotheken zu mit dem Ziel, die jeweiligen Schlagwortverzeichnisse auch ins Englische zu übertragen. "Die Online-Systeme der Bibliotheken haben dasselbe Problem wie wir: Die Verschlagwortung liegt jeweils nur in der nationalsprachlichen Variante vor."

Und schließlich soll mittelfristig auch ein vielbändiges Kunsthandbuch um Abbildungen von Foto Marburg bereichert und komplett im Internet publiziert werden. Dies wiederum könnte sich regelrecht zu einer Geschäftsidee entwickeln, so Bracht: "Es wäre einfach phantastisch, diese Informationen auch für Handys, die mit einem Positionssystem ausgerüstet sind, zur Verfügung zu stellen. Dann könnten Touristen, die vor einem Denkmal stehen, Textinformationen ebenso wie historische Ansichten abrufen."

Das international renommierte Bildarchiv Foto Marburg, gegründet 1913 vom Kunsthistoriker Richard Hamann, gehört zur Philipps-Universität Marburg und nimmt gemäß einer Empfehlung des Deutschen Wissenschaftsrats seit 1961 seine Aufgaben als Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte wahr. Der heutige Bestand des Bildarchivs umfasst über 1,5 Millionen Aufnahmen bedeutender Werke der europäischen Kunst und Architektur. Er zeichnet sich nicht nur durch seine Vielfalt, sondern auch die oft genug einzigartige Überlieferung verlorener Kulturgüter aus. Mit Hilfe der Aufnahmen von Foto Marburg konnte etwa die Dresdner Frauenkirche wieder errichtet werden. Durch die Übernahme älterer Negative und ganzer Sammlungen wächst das Archiv jährlich um 30.000 Fotografien. Der in Kürze vollständig digital erschlossene Bestand, aus dem Verlage, Redaktionen und Wissenschaftler bedient werden, ist dank der Förderung durch die DFG im Internet abrufbar unter www.bildindex.de.

Quelle: idw, 1.3.2005

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