Gerichtsakten von Karl May, jahrhundertealte Urkunden mit Siegel von Kaiser Leopold – und selbst ein signiertes Schreiben von Reichsbundeskanzler Stresemann: In Chemnitz lagern Dokumente von unschätzbarem Wert.
Das Sächsische Staatsarchiv Chemnitz in der Schulstraße: Im Europark in Altchemnitz befindet sich das "Gedächtnis der Gesellschaft". Die Morgenpost durfte einen Blick hinein werfen. Eng an eng drücken sich die Buchrücken: 24 Kilometer Akten, 4000 Urkunden, 250000 Karten und Pläne, 180000 Fotos. Chefin Annegret Wenz-Haubfleisch: "Wir archivieren Unterlagen aus Behörden und Gerichten des ganzen Regierungsbezirks – gut 800 Jahre sächsischer Geschichte." Klingt nach verstaubten Akten? Keinesweg! Denn zwischen den Büchern lagern wahre Schätze.
Unter den Highlights: eine Urkunde der Klostergründung Geringswalde von 1233. Annegret Wenz-Haubfleisch: "Das ist das älteste Dokument bei uns." Gustav Stresemann setzte 1907 seinen Namen unter ein Schreiben, als er in den Reichstag zog – damals war sein Wahlkreis Annaberg. Von Karl May gibt es eine Klageschrift von 1910 – gegen einen Redakteur des Hohenstein-Ernstthaler Tageblatts.
Nicht jedes Blatt Papier kommt automatisch ins Archiv. Annegret Wenz-Haubfleisch: "Nur ein Bruchteil wird aufgehoben." Mit den Akten soll der Nachwelt gezeigt werden, wann, warum und wie dereinst entschieden worden war. Interessenten können kostenlos Anfragen nach Recherchen stellen.
Quelle: Jens Korch, Chemnitzer Morgenpost, 18.2.2005