documenta-Archiv Online

Alle fünf Jahre pilgern Hunderttausende nach Kassel zur documenta, um der Weltkunst zu huldigen. Aber wer kennt das documenta-Archiv? Es ist mit seiner Akten- und Zeitungsausschnittsammlung, mit 75.000 Monografien und Katalogen zur Kunst der Moderne sowie seiner Foto- und Video-Kollektion das Gedächtnis des größten aller Kunstspektakel.

Nun macht das documenta-Archiv Online auf sich aufmerksam. Unter der Internet-Adresse \“www.documentaarchiv-bild.de\“ besorgt man sich ein Passwort – sieht sich auf der documenta 1 (1955), der d2 (1959) und d3 (1964) unter 252 Schwarzweißfotos um. Diese raren Dokumente der documenta wurden vom 2003 gestorbenen Kasseler Fotografen Günther Becker im Auftrag des \“documenta-Vaters\“ Arnold Bode aufgenommen. Ihm ging es darum, seine Inszenierungen festhalten zu lassen.

Die waren damals unerhört. Abenteuerlich mutet die Improvisationskunst an, die sich Bode für die d1 im zerbombten Fridericianum einfallen ließ. Die Gemälde und Skulpturen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden vor Plastikplanen, an Dämmplatten oder an gewinkelten Eisenstangen präsentiert.

Die Fotos von Becker zur d1 verbreiten eine geheimnisvolle Atmosphäre. Man sieht darauf keine Menschenseele – und fühlt sich daher wie der exklusive Besucher der Vorbesichtigung einer Schau, die fast 50 Jahre vergangen ist.

Ab der der Nachkriegsmoderne gewidmeten d2 nimmt Becker auch Ausstellungsbesucher auf. Die tollsten Kapriolen schlug die Ausstellungsinstallationen auf der d3. Spektakulärer Höhepunkt: Bodes Umgang mit drei riesigen Gemälden von Ernst Wilhelm Nay. Sie hingen im Fridericianum unter der Decke. Zu großer Kunst muss man aufblicken.

Der Bilderschatz des Archivs mit 25.000 Dias, 1.000 Ektachromen, 7.500 Schwarzweißfotos, 2.000 Künstlerporträts und über 3.000 Videos soll insgesamt im Internet zugänglich werden.

Quelle: Veit-Mario Thiede, Neue Westfälische, 31.01.2005

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