Nach dem Umzug des Stadtarchivs Hamm ins Technische Rathaus sind noch nicht alle Kisten ausgepackt. Mit 1 100 Quadratmetern ist die Nutzfläche doppelt so groß wie im Alten Amtshaus Pelkum. Ein Umzug zu Gunsten der Zentralität und Vernunft, aber er kostete den Charme des alten und gemütlichen Amtshauses, wie die Leiterin des Stadtarchivs ihre Gefühlen beschreibt. Dr. Elke Hilscher ist seit 1987 Leiterin des Hammer Stadtarchivs und war in ihrer \“alten Herberge\“ im Pelkumer Amtshaus ans Umziehen gewöhnt. Doch der jetzige Schritt ins Technische Rathaus ist sowohl der größte als auch der letzte in der Geschichte des Stadtarchivs, glaubt Hilscher.
Ab sofort sind die Raritäten der Stadt – unzählige Verwaltungsordner und Berge voller geschichtlicher Aufzeichnungen – im untersten Stock des Technischen Rathauses beheimatet. Trotz des eher reizarmen und trocken-funktionalen Charakters der neuen Räumlichkeiten sind die vier Mitarbeiter des Stadtarchivs in organisatorischer Hinsicht zufrieden mit dem Standortwechsel.
Der Besucherbereich wurde erhebliche erweitert, auch das Präsenzarchiv, der Ausstellungsraum, die Bibliothek und vor allem das Magazin sind nun enorm vergrößert. Doch nicht nur der Platzmangel machte den Standort in Pelkum auf Dauer untragbar. Nach Aussage von Dr. Hilscher gab es im alten Amtshaus nicht zuletzt durch die Bergsenkung erhebliche Statikprobleme. Zudem führte die Wärmebelastung unter dem Dach teilweise zu Schäden an den Schriftstücken.
Ein unschlagbarer Vorteil der neuen Lage ist die Zentralität für die Bürger, insbesondere durch gute Bus- und Bahnverbindung. Nach der offiziellen Übergabe am 6. Dezember stehen zwar immer noch jede Menge Kisten ungeöffnet vor raumhohen Regalen, der Arbeits- und Betriebsablauf pendele sich aber langsam immer besser ein. So sei gerade das Zwischenarchiv, in dem die städtischen Akten vor ihrer endgültigen Archivierung gelagert werden, im Technischen Rathaus bestens aufgehoben.
Die Wege zwischen Verwaltung und Stadtarchiv seien erfreulich kurz geworden. Hilscher scheint sich langsam mit dem modernen Bau in der fremden Umgebung anzufreunden, während sie einen zuversichtlichen Blick aus dem Fenster wirft – direkt auf einen kleinen, grünen Rasenfleck zwischen riesigen Häuserwänden.
Quelle: mic, Westfälischer Anzeiger, 19.1.2005