Am Samstag öffnete das Stadtarchiv Angermünde seine Türen im neuen Domizil der ehemaligen Grundschule I und weihte seine Besucher in die Geheimnisse jahrhundertealter Archivarien, Urkunden und Stadtpläne ein. Stadtarchivarin Margret Sperling hatte eine Ausstellung für diesen Tag vorbereitet und führte die Interessenten durch die neuen Räume, die eine Fundgrube und Forschungsstätte für Historiker und Heimatkundler sind. Das gesamte Archivs zog aus der Schwedter Straße in das neue Domizil in der Fischerstraße um.
Kuriositäten hat das Stadtarchiv ebenso zu bieten wie historisch wertvolle Zeugnisse Angermünder Stadtgeschichte. Dazu gehört beispielsweise das Angermünder Kataster samt Stadtplan aus dem Jahre 1724, das akribisch jedes Haus in der Stadt samt Besitzer und Vermessungsdaten auflistet. Eine Fundgrube für Heimatforscher wie Bauherren gleichermaßen, geben die Akten doch Aufschluss über historische Stadtstrukturen, Baujahr der Gebäude und vieles mehr.
Allein 90 laufende Meter Bauakten werden in den Räumen des Archivs aufbewahrt, das vor allem Chronistenpflichten hat. Allein der historische Aktenbestand aus dem 19. Jahrhundert reiht sich über 155 Meter lang in den Regalen, darunter die originalen Zeugnisse des Baus der Berlin-Settiner Eisenbahn von 1843, der Errichtung des Krankenhauses 1896 oder des Baus der städtischen Werke mit Gaswerk, Wasserwerk und Schlachthof. Die Installation der Angermünder Straßenbeleuchtung wird ebenso dokumentiert, wie die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr 1866 oder die Unterstützung der Armen, die in Sozialakten festgehalten ist.
Zu den Raritäten im Archiv gehören die so genannten \“Seelenlisten\“, die Geburten, Tod, Berufe und Namen aller ehemaligen jüdischen Bürger in Angermünde dokumentieren und einmalig für die jüdische Familienforschung sind. Zeitungen werden vom ersten Angermünder Anzeiger 1848 bis zur Märkischen Oderzeitung von heute hier archiviert, über 1200 Bände relevanter Literatur gesammelt, Rats- und Verwaltungsakten aufbewahrt, kiloweise Gesetzestexte, Klassenbücher bis hin zu einmaligen privaten Fotosammlungen von historischem Wert gehortet. Wer suchet, der findet. So mancher Besucher am Tag der offenen Tür, der nur mal kurz vorbeischauen wollte, hatte sich festgelesen. Nicht nur genügend Platz bieten die neuen Räume im Keller der ehemaligen Grundschule I , sondern auch optimalere klimatische Bedingungen.
Neben den historischen Zeugnissen haben auch aktuelle Protokolle und Verwaltungsakten der verschiedenen Ämter im Stadtarchiv erst einmal Endstation und werden hier bis zur jeweils vorgeschriebenen Frist aufbewahrt. Was von geschichtlichem Interesse sein könnte, bekommt hier dann einen Dauerplatz. Und so wächst das Archiv, und wächst und wächst. Ziel ist es, in den kommenden Jahren den Archivbestand wie Zeitungen und Ratsprotokolle auf Mikrofilme zu bringen, um sie der Nachwelt zu erhalten.
Quelle: Daniela Windolff, Märkische Oderzeitung, 16.1.2005
Stadtarchiv Angermünde
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