Im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes (PAAA) befinden sich Schriftstücke aus 170 Jahren deutscher Diplomatie. Das Archiv unter der Leitung des Wissenschaftlers Ludwig Biewer reicht bis zur Rheinschifffahrtsakte von 1836 zurück. In dem Vertrag garantieren die damaligen Anrainer-Länder Baden, Frankreich, Bayern, Hessen, Nassau, Preußen und Niederlande die Freiheit der Schifffahrt auf dem Rhein. Dies entspricht einer der Grundideen der Europäischen Union.
Über zehntausend Aktenbände des Auswärtigen Amtes lagern auf 25 Regalkilometern in den Tresorkellern der ehemaligen Reichsbank in Berlin. Das Archiv zieht pro Jahr mehr als 500 Wissenschaftler an und leiht rund 40.000 Akten aus. Insgesamt sind dort für die Zeit bis 1945 rund 2.000 Verträge gesammelt. Für die Zeit der Bundesrepublik bewahrt Biewer bisher 15.000 bilaterale Verträge mit über 150 Ländern, 1.400 Verträge mit 61 internationalen Organisationen sowie 1.100 Übereinkommen mit jeweils mehreren Partnern auf. Prachtvoll sind die alten Ratifikationsurkunden; aber nicht nur Spektakuläres ist aufgehoben. Auch das unscheinbar wirkende Telegramm des Berliner Generalstabs von 1917 über die geglückte Einschleusung Lenins in Russland ist zu finden.
Die Umzugspolitik des Archivs hielt die Kriegsverluste in Grenzen. Nach Beginn der großflächigen Bombenangriffe auf Berlin 1943 wurden die Bestände auf Adelssitze im Osten und im Harz verteilt. Bei Näherrücken der Ostfront wurden die Akten erneut verlagert, allerdings mit Verlusten. Unter anderem brannte ein Lastzug mit Geheimakten der Weimarer Republik vollständig aus. Bei Kriegsende 1945 beschlagnahmten US-Truppen alle auffindbaren Papiere. Bereits 1946 wurden sie noch vor der Teilung Berlins wieder zurückgegeben. Ausgerechnet die \“Rosinenbomber\“ der Luftbrücke mussten sie 1948 jedoch wieder ausfliegen, denn die Lage der von den Sowjets blockierten Stadt wurde immer prekärer. Die Sowjets gaben eine Auswahl ihrer Beuteakten erst 1949 an die DDR ab. Die aus dem Westen Berlins evakuierten Akten landeten nordwestlich von London, wo die Bestände zum größten Teil auf Film archiviert wurden. Die Papierakten gingen bis 1959 an das Auswärtige Amt zurück, das 1951 in Bonn neu erstanden war (Download: Broschüre "Das PAAA").
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Quelle: Frieder Reimold (AP), STERN, 4.1.2005