Bildband über den Bombenkrieg in Wiesbaden

Rechtzeitig vor dem 60. Jahrestag des großen Luftangriffs auf Wiesbaden am 2./3. Februar 1945 ist ein Buch des Historikers Thomas Weichel \“Wiesbaden im Bombenkrieg\“ erschienen. Der Bildband beeindruckt sowohl durch Fotos als auch durch seine fundierten Texte. Und Thomas Weichel, der im Stadtarchiv arbeitet, zeigt einmal mehr, dass er zu den besten Kennern der Wiesbadener Stadtgeschichte zählt.  

Warum Wiesbaden in jener Nacht des schweren trotz der rund 600 Toten und der Zerstörung des Kurviertels Glück im Unglück hatte, das beschreibt Thomas Weichel in seinem neuesten Buch. Weichel, der über ein Jahr lang intensiv recherchierte, hat Dokumente aus dem Londoner Nationalarchiv mit den Berichten der einzelnen Staffeln ausgewertet und damit minutiös rekonstruiert, was sich in jener Nacht am Himmel über Wiesbaden abgespielt hat. 

Eine geschlossene Wolkendecke hat Wiesbaden davor bewahrt, dass es das Schicksal mit Mainz und Kassel teilte. Die Leuchtbomben versagten bei ihrer Aufgabe, die Ziele am Boden zu markieren. So wurde die Bombenlast weit über das ganze Stadtgebiet verstreut, vieles prasselte auf unbewohntes Gebiet, Äcker und Wälder nieder.

Thomas Weichel räumt in seinem Buch mit einigen Legenden auf. Es war nämlich keineswegs so, dass, wie schon bald kolportiert wurde, die Amerikaner die Stadt hätten schonen wollen, um sich hier niederzulassen. Der immer wieder eigenwillig handelnde Arthur Harris (\“Bomber-Harris\“) hatte noch nicht einmal die Bedenken der eigenen Luftwaffenführung ernst genommen. Auch dass die Angriffe auf die Karlstraße auf fehlgeleitete V-1-Raketen zurückzuführen sein sollten, verweist Weichel in das Reich der Fabel. Indirekt korrigiert er so auch die Angaben des umstrittenen \“Bombenkriegspezialisten\“ und Bestseller-Autors Jörg Friedrich, der in seinem Buch \“Der Brand\“ bei den Lancaster-Bombern im Fall Wiesbaden viel zu wenig Munition annahm. Wahrscheinlich deshalb, weil er sich nur auf deutsche Quellen verlassen hat.

Info:
Thomas Weichel: Wiesbaden im Bombenkrieg 1941-1945. Die Schreckensnacht vom 2./3. Februar 1945, Wartberg Verlag Gudensberg, 64 Seiten, 17,80 Euro. ISBN 3-8313-1408. 

Kontakt:
Stadtarchiv Wiesbaden
Im Rad 20 
65197 Wiesbaden 
Telefon: 0611 / 31-3219, 31-3747, 31-3420 
Fax: 0611 / 31-3977 
stadtarchiv@wiesbaden.de 

Quelle: Manfred Gerber, Wiesbadener Kurier, 27.11.2004

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