In diesem Jahr beschäftigt sich die Gedenkstunde für den Frieden am Volkstrauertag, am 14. November 2004 ab 11.15 Uhr im Rathaus der Stadt Greven, mit der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg. Mit Dr. Volker Jakob, dem Leiter des Bild-, Film- und Tonarchivs des Westfälischen Landesmedienzentrums (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) in Münster, konnte dafür ein renommierter Historiker als Redner gewonnen werden.
Im August 2004 jährte sich der Beginn des Ersten Weltkrieges zum 90. Mal. Damals zogen auch die westfälischen Regimenter, von einer Welle jubelnder Begeisterung getragen, aus ihren Garnisonen hinaus an die Front und in den Tod. Noch heute verweisen hierzulande in den meisten Städten und Dörfern mehr oder weniger martialische Kriegerdenkmäler auf diese \“Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts\“. Aber merkwürdigerweise erreicht uns die Bildsprache dieser allgegenwärtigen steinernen Monumente nicht mehr. Ihr Pathos ist uns fremd geworden und führt ins Leere. Sie sind da, aber sie haben uns nichts zu sagen. Sie, die die Erinnerung bewahren sollen, stehen ebendieser Erinnerung sperrig im Weg.
Woran liegt das? Was hat uns unserer Geschichte entfremdet? Warum meinen wir der Gefühlskultur unserer Voreltern nicht trauen zu dürfen? Oder anders herum: Warum gelang und gelingt es den Feindmächten von damals – an erster Stelle Frankreich, Belgien, Großbritannien – die Erinnerung an das massenhafte Leiden und Sterben von Generation zu Generation weiter zu vermitteln? Ist das nur eine Frage von Sieg und Niederlage? Die Antwort ist komplexer. Sie liegt tief in unserer Geschichtstradition selbst begründet – oder, besser und genauer, in der Art und Weise, wie sie politisch gebraucht, verbraucht und missbraucht worden ist. Denn eines ist sicher: Ohne diesen ersten Krieg hätte es jene zweite, noch totalere und noch verhängnisvollere Katastrophe 1945 nicht gegeben. Dass damals, 1918, aus der Niederlage kein Friede entstand, sondern dass alte, unverarbeitete Vorurteile innerhalb nur weniger Jahre zum Treibsatz für neue Gewalt werden konnten, darüber lohnt es sich am Volkstrauertag nachzudenken.
Umrahmt wird die Gedenkstunde für den Frieden (Beginn 11.15 Uhr, Rathaus) durch klassische Musik, vorgetragen von einem Celloquartett unter Leitung von Grazyna Bockelmann. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Dr. Olaf Gericke wird Dr. Volker Jakob die Ansprache halten. Im Anschluss an die Gedenkstunde finden die Kranzniederlegungen am Ehrenmal \“Drei Jünglinge im Feuerofen\“, Lindenstraße und auf dem Friedhof Saerbecker Straße an den Gräbern von Zwangsarbeiterinnen, Zwangsarbeitern und deren Kindern statt. Zur Kranzniederlegung am Ehrenmal singt der MGV Concordia Greven.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an der Gedenkstunde für den Frieden und den anschließenden Kranzniederlegungen teilzunehmen.
Kontakt:
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