Das Matsov-Archiv braucht ein Zuhause

Dem Matsov-Archiv in Tallin droht die Obdachlosigkeit, berichtet die FAZ. Der estnische Dirigent Roman Matsov (1917-2001), der in den 1930er Jahren in Berlin studiert hatte, hat während der sowjetischen Besatzung Estlands \“unter großem persönlichem Risiko\“ Musik aufführen lassen, \“die für die Sowjetmacht kein Existenzrecht besaß\“.

Heute lagern in der Talliner Wohnung Matsovs, die der Dirigent zum Archiv für den Nachlass staatlich drangsalierter Musiker gemacht hatte, \“die vollständigsten autorisierten Notenausgaben von Schostakowitsch, die auch Hinweise des Komponisten über ihren autobiografischen Sinn enthalten\“, außerdem Schostakowitschs Werkbearbeitungen anderer Komponisten, Partituren und Briefe, 1.500 unpublizierte Konzertaufzeichnungen von hohem Seltenheitswert.

Estland hat jedoch soeben die gesetzliche Mietpreisbindung abgeschafft, Matsovs Sohn versucht daher die Überführung des kostbaren Bestands in ein professionelles Archiv, das die Sicherung des Materials sowie dessen schrittweise Publikation gewährleistet. \“Das, was künstlerischer Heldenmut in schwerer Zeit zusammentrug, droht nun im freien Spiel der Marktkräfte unterzugehen\“, warnt FAZ-Redakteurin Holm. Ein Appell an Mäzene …!

Quelle: Kerstin Holm, FAZ, 4.10.2004.

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