Es gehört wohl schon eine gehörige Portion Betriebsblindheit dazu, wenn man sich derart eng begrenzt an die wissenschaftliche Erforschung eines Gegenstandes macht, dass man nicht bemerkt (oder bemerken will), dass sich gleichzeitig jemand anderes mit demselben Thema beschäftigt! So erging es jedenfalls der Historikerin Sandra Donner. Sie erfuhr kürzlich aus der Zeitung, immerhin erst nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Promotionsverfahrens an der Uni Hannover, dass ein von der ehemaligen Leiterin des Wolfenbütteler Schlossgymnasiums, Dr. Rosemarie Henning, verfasstes Sonderheft aus der Reihe \“Beiträge zur Geschichte der Stadt Wolfenbüttel\“ das Thema \“Die Schlossschule zu Wolfenbüttel\“ haben wird.
Ihre eigene Dissertation mit dem Titel \“Höhere Mädchen- und Frauenbildung im 19. Jahrhundert, dargestellt an den Schlossanstalten Wolfenbüttel\“ hatte unterdessen zunächst noch keinen Publikationsort gefunden; Druckkostenzuschussanträge, u.a. beim Kulturamt der Stadt Wolfenbüttel, blieben unbeantwortet, und auch vom Staatsarchiv Wolfenbüttel wurde sie nicht informiert, dass es Parallelforschungen gab.
Eigentlich hätten sich die beiden Autorinnen bei ihren Recherchen begegnen müssen, denn sowohl Henning als auch Donner forschten sowohl im Gymnasium im Schloss als auch im Niedersächsischen Staatsarchiv. Aber die letzte Begegnung der beiden rührt aus der Zeit der Abiturprüfung Donners am Schlossgymnasium im Jahr 1988 her …
Quelle: Karl-Ernst Hueske, newsclick.de, 17.9.2004