Wenn ehemalige Zwangsarbeiter aus Osteuropa von ihrer Zeit am Rhein während des Zweiten Weltkriegs berichten, dann sind solche Erinnerungen auch für die Forschung wertvoll. Denn Schriftliches aus der NS-Zeit ist rar. Viele Akten gingen im Krieg verloren, aus vielen wurde nach Kriegsende Altpapier. Denn auch die Kölner Stadtarchivare hätten nach 1945 viel vernichtet, was sie für nicht überlieferungswürdig gehalten hätten, erklärt Karola Fings, die stellvertretende Direktorin des NS-Dokumentationszentrums. Zwangsarbeit war nach dem Krieg kein Thema, mit dem man noch etwas zu tun haben wollte und die Archivare hätten entsprechend auch bewusst \“vorzensiert\“.
Köln verlor in dieser Zeit u.a. seine \“Volkskartei\“, die Daten über jeden Kölner enthielt – auch über Zwangsarbeiter. Durch Besuchsprogramme, wie das seit 1989 von der Projektgruppe Messelager in Köln durchgeführte, dem allerdings wegen Geldmangels das Aus droht, erfahren die ehemaligen Zwangsarbeiter endlich die ihnen zustehende Würdigung. Aber auch für die Erforschung der Kölner Stadtgeschichte seien die Besuche von Bedeutung, bestätigt Karola Fings. 3.000 bis 4.000 Fotos aus der Kölner Kriegszeit hätten die bislang 350 Gäste des Programms mitgebracht. Ihre Berichte über Firmen, Bauernhöfe und Privatleute seien \“wichtige Quellen für die Alltagskultur", die den Verlust der verlorenen oder entsorgten schriftlichen Unterlagen aus der Kölner NS-Zeit ein wenig kompensieren.
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Quelle: Susanne Gannott, taz Köln Nr. 7464, 17.9.2004, 1