Drei Schulgebäude im Renaissance-Stil – das Gymnasium Arnoldinum in Burgsteinfurt, das Kollegiengebäude des Gymnasium Paulinum in Münster und das Alte Soester Archi-Gymnasium – überlagern eine historische Karte Westfalens, einem dekorativen Plakat im Stadtarchiv Soest.
Die reformierte Schulgründung des Steinfurter Grafen Arnold, die von den Jesuiten 1588 übernommene Domschule in Münster und die städtische protestantische Gelehrtenschule in Soest reizen die Deutsche Forschungsgemeinschaft zu einem Projekt: Die Wiederkehr der epistéme in den studia superiora an Gymnasien des 17. Jahrhunderts. Forscher der Universitäten Münster und Bielefeld untersuchen die Lehrinhalte und Lehrmethoden der drei Gymnasien im konfessionsspezifischen und konfessionsübergreifenden Vergleich.
Zur Bewältigung dieses Vergleichs im Rahmen der Historischen Bildungsforschung kann das Soester Archigymnasium mit einem besonderen Quellenschatz aufwarten. Vier Bände Disputationen, beginnend mit dem Jahr 1605, haben sich erhalten, neben den damaligen Lehrbüchern eine Fundgrube für die Forschung. Die kostbaren Quellenbände gehörten früher zum Ambiente des Direktorenzimmers im Archigymnasium, heute bewahren sie die sicheren Magazine des Stadtarchivs.
Einen Einblick in das Lernen am Ende der Schulzeit gewähren die gedruckten Disputationen. Rektor oder Konrektor der Schule formulieren Thesen, Themen oder Fragen, die von einzelnen Schülern in begrenztem Zeitraum bearbeitet und dann im Frühjahr und Herbst zur öffentlichen Disputation gestellt werden. – Aus dem 17. Jahrhundert liegen 177 solcher Disputationen vor, seit 1991 bibliographisch im Archivinventar des Stadtarchivs erschlossen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gerät das Disputationswesen in eine gewisse Erstarrung. Die Rektoren und Schullehrer des Archi-Gymnasiums ergreifen jetzt selbst das Wort. Sie legen zum Schuljahrsende und seit 1788 erstmalig auch zum Abitur wissenschaftliche Abhandlungen aus ihren Fachgebieten vor.
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Quelle: Westfalenpost, 16.8.2004