Dokumente aus dem Ersten Weltkrieg in Friedrichsfeld

Die Männer auf den Fotos könnten ganz normale Landarbeiter sein. Sie tragen Landarbeiterkleidung, halten Spaten, graben Erde. Doch die Männer auf den Fotos sind nicht allein, sondern stehen unter Beobachtung von Soldaten. Es handelt sich um Gefangene des Ersten Weltkriegs, französische Gefangene in einem deutschen Repressionslager, das in Neuenkirchen bei Rheine im Emsland liegt und vom Niederrhein, von Friedrichsfeld aus, kommandiert wurde.

Der Vorsitzende des Fördervereins Bürgerhaus Friedrichsfeld, Karl Göllmann, hat das Geschehen dokumentiert. Er widmet sich seit Jahrzehnten der Heimatforschung. Die Dokumente aus dem Kriegsgefangenenlager hat er bereits im vergangenen Herbst in einer Ausstellung gezeigt, jetzt wandern sie nach Frankreich.

Im September 2003 hatte Göllmann bei der Ausstellung im Bürgerhaus Besuch aus den USA. Jeremy Popkin, Professor am Lehrstuhl für französische Geschichte der Universität Lexington, interessierte sich für die Exponate und bat um einige Fotos. Einige Monate später, im Januar diesen Jahres, meldete sich Popkin wieder und berichtete von einem Kontakt zum Museum Historial de la Grande Guerre im französischen Peronne. Die dortige Konservatorin Marie-Pascale Prevost-Bault habe Interesse an den Ausstellungsstücken und überlege, eine eigene Ausstellung über die Gefangenschaft französischer Soldaten mit den Friedrichsfelder Dokumenten vorzubereiten.

Göllmanns Eifer war geweckt: Der Friedrichsfelder stellte Kopien der Ausstellungsexponate mit reproduzierten Fotos, Fotonegativen und Kopien von Bildpostkarten zusammen und machte sich auf den Weg nach Frankreich. Die Fotos stammen aus dem Nachlass des Generals Cederholm, der im Ersten Weltkrieg die Gefangenenlager von Friedrichsfeld, Detmold und Minden sowie Neuenkirchen kommandierte. Cederholm wohnte mit seiner Familie in der „Generalsbaracke“ an der Poststraße, seine Töchste besuchten zusammen mit den Friedrichsfelder Mädchen das Weseler Lyzeum.

Der frühere Voerder CDU-Fraktionsvorsitzende nahm auch Kontakt mit Bürgermeister Leonhard Spitzer auf. „Für eine Ausstellung in Peronne werden die Originalexponate aus dem Kriegsgefangenenlager Friedrichsfeld zur Verfügung gestellt“, freut sich Göllmann. Die 23 Fotografien aus dem Stadtarchiv Voerde hat er auf einer CD-Rom zusammengefasst und dem Museum in Peronne geschickt. Dazu will Karl Göllmann drei Originalgrabsteine von aufgehobenen Gräbern des Kriegsgefangenenfriedhofs in Friedrichsfeld abgeben: Die 30 Kilo schweren Steine der Franzosen Delgorgue, Cappentier und Delannoy waren nach der Exhumierung und Überführung der Leichen als Grenzmarkierungen eingesetzt worden.

Die Unterlagen sind unterwegs, jetzt wartet Göllmann auf die Fortsetzung: Einen Termin für die Ausstellung.

Quelle: Gerard Dombrowski, NRZ (Dinslaken), 19.4.2004

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.