Es ist wohl eine kleine Sensation, denn zum 300-jährigen Bestehen der Rellinger Kirche im Jahr 2006 wird es nun auch ein passendes Jubiläumsgeschenk geben: Dabei handelt es sich um die Fragmente von Evangelisten- und Apostelbildern, welche die Innenwände der so genannten Laterne – das ist das kuppelförmige achteckige Dach des Gotteshauses zierten.
Zwar sind die farbenfrohen Motive vorhanden, „doch handelt es sich dabei um Kopien, die der Glückstädter Maler Hermann Wehrmann in den 50er-Jahren angefertigt hat“, erläutert der Kirchenvorstandsvorsitzende Günter Schröder. Der „Plagiator“ handelte im Auftrag der damaligen Kirchenoberen. Denn die Originale, um 1755 von dem italienischen Maler Francesco Antonio Martini geschaffen, waren durch Holzwurmbefall beschädigt worden. Statt die hochwertigen Originale restaurieren zu lassen, entschieden sich die Kirchenvorsteher dafür, Kopien anfertigen zu lassen. Ob dies aus mangelndem Kunstverständnis geschah, oder weil es ganz einfach an Geld fehlte, lässt sich nicht mehr rekonstruieren.
Auf Umwegen landeten die herausgerissenen und teilweise überklebten Fragmente im Archiv des Schleswiger Landesmuseums. Als Pastor Anton Knuth in der Rellinger Kirchengemeinde seinen Dienst aufnahm und vom Schicksal der Gemälde erfuhr, machte er sich daran, den verstaubten Schatz zu bergen.
Insgesamt „überlebten“ fünf Fragmente bis in die Gegenwart. Inzwischen sind die Bruchstücke wieder in Rellingen eingetroffen. Doch für das Jubiläumsgeschenk fehlte es wieder an Geld – wer sollte die Restaurierung in Zeiten fast leerer Kirchenkassen übernehmen? Auf der Suche nach Sponsoren stießen die Rellinger Kirchenvertreter auf die Stiftung Kreissparkasse Südholstein, die aus ihrem Kulturförderungsetat 7.000 Euro spendierte. Weitere 3.000 Euro kommen aus dem Kirchenetat. In einem halben Jahr soll die Restaurierung abeschlossen sein. Die Fragmente werden später einen Ausstellungsplatz in einer Kirchenloge finden.
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Quelle: Rainer Burmeister, Hamburger Abendblatt (Pinneberg), 16.4.2004