Verschollenes von Gustav Knuth

Er war einer der großen deutschen Volksschauspieler der Nachkriegszeit und berühmtes Kind der Stadt Braunschweig – Gustav Knuth. Am 7. Juli 1901 in Braunschweig geboren, blieb er vielen Menschen aufgrund seiner Filmrollen – unter anderem an der Seite von Romy Schneider, Heinz Rühmann oder Hans Albers – in Erinnerung. Jetzt ist durch einen Zufall ein Koffer aus dem Privatbesitz Knuths aufgetaucht: mit Fotos, Dokumenten, Briefen und mehr.

Bei Aufräumarbeiten im nordrhein-westfälischen Velen kam das bislang unbekannte Material zum Vorschein. Darunter Knuths in Braunschweig ausgestellte Geburtsurkunde, mehr als 1000 private und offizielle Theater-Fotos, Gagenabrechnungen, Briefe von Knuth an Intendanten sowie von seinem zu Hause sehnsüchtig auf ihn wartenden Sohn Klaus.

Doch vorher stammen diese Dinge? Die Antwort gibt Angelika Bone. Ihr Lebensgefährte, der Restaurator und Antiquitätenhändler Richard Schmitz, nahm vor genau 20 Jahren nach der Rückkehr von einer Reise aus Marokko den Koffer vom Sperrmüll vor einer Hamburger Villa mit, um dessen Inhalt auf dem Trödelmarkt zu Geld zu machen. Doch dazu kam es nicht. Vielmehr landete der Koffer auf dem eigenen Dachboden und geriet mit der Zeit in Vergessenheit.

„Im Nachhinein ist wirklich ärgerlich, dass mein Freund damals aufgrund der Reise so müde war“, bedauert Angelika Bone. Hätte bei der Haushaltsauflösung doch wohl noch vieles mehr aus dem privaten Besitz der Familie in der Dunkelheit gestanden. „In dem Haus hat früher Klaus, Gustav Knuths Sohn aus erster Ehe mit der Schauspielerin Gustel Busch, bei einem gewissen Willi Knauer gewohnt; bevor ihn sein Vater im Alter von 12 Jahren zu sich und seiner zweiten Frau Elisabeth Lennartz nach Basel holte“, so die 42-Jährige.

Sie war es, die den Koffer beim Umbau der Geschäftsräume wieder gefunden und die Bedeutung des wertvollen Inhalts erkannt hat: „Ich war sofort fasziniert; schließlich handelt es sich dabei um historisch-einzigartige Dokumente über einen großen deutschen Schauspieler, die nicht auf irgend einem Dachboden verstauben, sondern der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten.“

Entsprechend engagiert machte sich Angelika Bone auf die Suche nach einem Interessenten; allerdings unter der Prämisse, dass der Inhalt des Koffers als Ganzes erhalten bleibt. Zunächst wandte sie sich an das Braunschweiger Stadtarchiv. Dort sei man zwar sehr interessiert gewesen, habe jedoch rechtliche Bedenken hinsichtlich etwaiger Ansprüche der Erben geäußert. Auch beim Filmmuseum in Frankfurt am Main hatte sie kein Glück. Dort wurde das Fundstück mit der Begründung abgelehnt, dass es sich ja um Souvenirs aus Knuths Theaterkarriere handele. Blieb letztlich das Theatermuseum in München. „Auch hier hat man großes Interesse geäußert, will das Ganze aber ebenfalls von der hausinternen Rechtsabteilung prüfen lassen. Wir warten zwar noch auf eine Rückmeldung, gehen aber davon aus, dass es am Ende klappen wird“, äußert sich Angelika Bone hoffnungsfroh.

Im Koffer befinden sich außerdem: Autogrammkarten, Theateraushänge, ein Haushaltsbuch, Taxiquittungen, eine Übersicht über Mieteinnahmen. Die privaten Bilder zeigen Knuth in seiner Freizeit mit Freunden und Schauspiel-Kollegen in der Kneipe, Familienaufnahmen mit Gustel und Klaus und im Italienurlaub. Außerdem barg der Koffer Lohnabrechnungen von Gustel, die zu jener Zeit als Souffleuse und Synchronsprecherin arbeitete, sowie Zeitungsausschnitte mit Notizen des Sohnes von Auftritten des Vaters.

Quelle: Sven Wiebeck, newsclick.de, 6.4.2004

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