Der Archivbestand von Königsbach und Stein bis zur Fusion im Jahr 1974 ist geordnet und registriert. Enzkreis-Archivar Konstantin Huber und Diplomarchivarin Heike Sartorius haben die Ergebnisse im Königsbacher Rathaus präsentiert.
Den Anlass für eine erstmalige detaillierte Erschließung der gemeindlichen Archivbestände, die bislang an verschiedenen Stellen gelagert waren, gab nicht zuletzt der Um- und Neubau des Königsbacher Rathauses, samt Einrichtung eines entsprechenden Kellers. Mit den Erschließungsmaßnahmen wurde Heike Sartorius vom Kreisarchiv des Enzkreises betraut und gegen Kostenersatz von der Gemeinde für die Bearbeitung des Archivbestandes beschäftigt. Dieses „Leasing-Modell“ existiert im Enzkreis seit Oktober 1996.
Nun haben Huber und Sartorius die Arbeit vorgestellt und Bürgermeister Bernd Kielburger in Anwesenheit einiger Gemeinderäte und Gemeindemitarbeiter die beiden zugehörigen „Findbücher“ übergeben. Kielburger würdigte die Arbeit und richtete den Dank an den Gemeinderat, der die Entscheidung getroffen habe, dieses Gebäude zu unterkellern. Die 800.000 Mark, die damals diskutiert worden seien, hätten erst die Voraussetzungen geschaffen, das Archiv unter den dafür notwendigen Bedingungen unterzubringen.
„Eine weitblickende Entscheidung“, lobte Huber. „Der Gemeinderat hat auch die Voraussetzungen geschaffen, dass das Archiv genutzt werden kann und die Geschichte Königsbach-Steins nicht nur wohl sortiert im Keller ruht, sondern auch nach außen getragen werden kann“, merkte Kielburger an.
Rund 300 Tage hat die Archivarin für Sichtung, Ordnung, Bewertung, Verzeichnung und Findbucharbeiten der Archive von Königsbach und Stein, bis zur Fusion im Jahr 1974 benötigt. Herausgekommen sind insgesamt 148,50 laufende Regalmeter, „die Stück für Stück durch meine Hände gelaufen sind – und noch etwas mehr“, stellte Sartorius fest.
Die wertvollsten der beschädigten Bände hat die Gemeinde durch einen Fachbetrieb restaurieren lassen. Nun lagert das Gedächtnis Königsbach-Steins, verpackt in säurefreie, archivgerechte Mappen und Boxen, unter optimalen klimatischen Bedingungen in der Rollregalanlage im Archivraum des Königsbacher Rathausneubaus. Das zugehörige Findbuch, auch Repertorium genannt, ist eine Art Verzeichnis des Gemeindearchivs, in dessen Einleitung ein kurzer Überblick über die Ortsgeschichte gewährt wird. Eine umfangreiche Inhaltsübersicht hilft bei der Suche nach Dokumenten.
Die ältesten Belege Königsbachs sind drei Urkunden von besonderer ortsgeschichtlicher Bedeutung aus den Jahren um 1660. Mit Beginn des 18. Jahrhunderts setzen die Bürgermeister- beziehungsweise Gemeinderechnungen ein. Besonders erwähnenswert sind zwei Pergamenturkunden mit anhängenden Wachssiegeln, darunter eine über die Aufhebung der Leibeigenschaft durch Markgraf Karl Friedrich von Baden im Jahr 1756. Das älteste Dokument des Steiner Archivs ist eine Vereinbarung der Gemeinde über einen Grundstückskauf von 1711. Zwei weitere herausragende Archivalien sind schön kolorierte Markungs- und Vermessungspläne über Teile des Gemeindewaldes aus den Jahren um 1723.
Interessant ist auch das „Einschreibbuch“ der einst bedeutenden Steiner Weberzunft, mit Niederschriften aus den Jahren 1785 bis 1862, die unter anderem festhalten, ob ein Lehrling die Lehrzeit „ausgehalten“ hat. „Es gibt einen recht reichen Urkundenbestand in beiden Ortsteilen“, rühmte Huber. „Der Archivbestand ist eine Fundgrube für die heimatkundliche und wissenschaftliche Forschung, wie auch für verwaltungsinterne Recherchen nach älteren, rechtlich noch bedeutsamen Vorgängen.“
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Quelle: Uli Faulhaber, Pforzheimer Zeitung, 1.4.2004