Der ARCHIVAR 1/2004 erschienen

Die nun erschienene Ausgabe 1/2004 des Mitteilungsblattes für deutsches Archivwesen DER ARCHIVAR blickt zunächst noch einmal auf den vergangenen 74. Deutschen Archivtag in Chemnitz. Verschiedene Berichte widmen sich den Arbeitssitzungen der Sektionen, Fachgruppen und Arbeitskreisen sowie deren Erträgen (4-27).

Des Weiteren stellt dann die Arbeitsgruppe „Informationsmanagement der Archive“ ihr 2002/03 erarbeitetes Papier zur Standortbestimmung und zu den Perspektiven der deutschen Archive in der Informationsgesellschaft vor (28-36). Zentrale Aspekte darin sind zum ersten die Überlieferungsbildung als strategische Kernaufgabe, die in theoretischer wie in praktischer Hinsicht jedoch nur durch eine archivübergreifende Bewertung weiterentwickelt werden könne. Zum zweiten thematisiert das Papier Standards für die Erschließung von Archivgut sowie für den Austausch von Erschließungsinformationen. Weder Austausch noch Zugriff auf diese digitalen Informationen seien bislang mangels gemeinsamer Regeln recht möglich. Ein standardisiertes Austauschformat dürfe dabei nicht oktroyiert werden, wie man auch am fehlgeschlagenen Versuch des European Archival Network (EAN) ersehen könne. Neben der Frage nach den künftigen Aufgaben der archivischen Informationsvermittlung im WWW sowie den Strategien und Zielen der Bestandserhaltung hebt der Bericht der Arbeitsgruppe schließlich noch auf die Notwendigkeit verstärkter Kooperationen der Archivlandschaft ab, wobei es nicht nur um die fachliche Kommunikation, sondern auch um die Überwindung technischer Abschottungen gehe.

In seinen „Archivare aufgewacht!“ übertitelten Anmerkungen zur gegenwärtigen Situation im deutschen Archivwesen fordert der Unternehmensberater Gerd Schneider angesichts aktueller Sparmaßnahmen im Archivwesen die „wie Erdhörnchen in ihren Höhlen“ abwartenden Archivare auf, integrierte fachliche und betriebswirtschaftliche Lösungsansätze in der Debatte um Prüfungen der Wirtschaftslichkeit deutscher Archive zu entwickeln, strategische Allianzen zu schmieden und die Öffentlichkeit für die bestehenden Probleme zu sensibilisieren. Notwendig erscheine, so Schneider, darüber hinaus die Schaffung umfassender Transparenz über das archiveigene Handeln, die Erarbeitung langfristiger Archivkonzeptionen, die Konzentration auf Kernprozesse, die Modernisierung der Strukturen (einhergehend mit einer Abkehr von der archivtypischen Individualisierung), sowie die Verbesserung der Kooperation mit anderen Archiven.

In ihrem Aufsatz zur Geschichte des Historischen Archiv Krupps in den letzten 25 Jahren (44-51) geht die mittlerweile in den Ruhestand getretene ehemalige Leiterin dieses Familien- und Unternehmensarchivs, Renate Köhne-Lindenlaub, insbesondere auch auf die Neuorientierungen im letzten Vierteljahrhundert ein. So begann das Krupp-Archiv beispielsweise schon 1984, als an PCs für Archivzwecke noch nicht gedacht wurde, mit der DV-gestützten Verzeichnung, wofür man gemeinsam mit der damaligen Krupp-Datenverarbeitung GmbH ein eigenes Großrechnersystem entwickelt hatte.

Zahlreiche weitere Beiträge im neuen ARCHIVAR widmen sich der Archivtheorie und -praxis (52-68), aber auch der Auslandsberichterstattung (68-70). Am Anfang des Heftes lädt der VdA zur Beteiligung am kommenden TAG DER ARCHIVE (25.9.2004) ein.

Info:
DER ARCHIVAR. Mitteilungsblatt für das deutsche Archivwesen
hg. vom Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
ISSN 0003-9500

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