Kulturdezernentin Rita Thies, die bei der ersten Hauptversammlung des Fördervereins Stadtmuseum über den Sachstand des Projekts Stadtmuseum berichtete, ist guter Dinge. Die mit Vertretern aller Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung besetzte Steuerungsgruppe hat das vom wissenschaftlichen Beirat entwickelte Konzept inzwischen genehmigt. Im Projektbüro Stadtmuseum zeigte sich Thies zuversichtlich, dass die Stadtverordneten das Konzept im April verabschieden, „wir 2004/5 mit der Planung durchkommen, 2006/7 bauen und das Museum 2008 eröffnen“.
Gerade in Zeiten der Globalisierung brauchten die Wiesbadener ein solches Haus zur „Selbstwahrnehmung, -vergewisserung, Positionsbestimmung im Spiegel der Geschichte“ und damit zur Sinnstiftung für alle Altersstufen. Ein Stadtmuseum zeige Erklärungszusammenhänge auf und schärfe den Blick für Veränderungen, sagte Thies in ihrem Vortrag. Das sei für jede deutsche Stadt wichtig, da die gebrochene historische Identität die Positionssuche erschwere.
Parallel zu Wechselausstellungen zeige die Dauerausstellung in drei Abteilungen die Stadtentwicklung von den naturräumlichen Gegebenheiten bis heute. Hauptakzente lägen dabei auf dem Bade- und Kurwesen und der politischen Geschichte Wiesbadens. An Beispielen der mehrere Hunderttausend Stücke umfassenden, bislang im Landesmuseum eingelagerten Sammlung Nassauischer Altertümer (SNA), die die Stadt zurückerhalten soll, werde erläutert, nach welchem System man im 19. Jahrhundert sammelte. Thies versicherte: „Die Sammlung wird nicht zerrupft“. Man wolle nur Teile davon an andere Museen verleihen.
Problematisch sei, einen aussagekräftigen Fundus vor und nach der Nassauer Zeit (1806 bis 1866) zusammenzutragen. Außer Steinzeitzeugen wären kaum Dokumente erhalten, sagte die Kulturdezernentin. „Eine Bilddokumentation der Stadt gab es nie, wir versuchen zurzeit, sie über Pressearchive aufzubauen.“ Das Stadtarchiv rette alle Dokumente, „die noch zu retten sind“. Bärbel Maul, die mit Bernd Blisch im Projektbüro den Sammlungsaufbau betreut, ergänzte: „Die größten Lücken bestehen im 20. Jahrhundert.“ Deshalb starte jetzt ein Sammelaufruf an die Bürger. Rita Thies setzt auch beim Museumsbetrieb auf ehrenamtliche Helfer. Das Stadtmuseum sei ein „Forum bürgerlichen Engagements“, erinnerte sie. Die Wiesbadener selbst könnten nicht nur Aufsicht führen, sondern auch „qualitativ gute Führungen gewährleisten“ und verstärkt Ankäufe finanzieren.
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Quelle: Wiesbadener Kurier, 11.3.2004