Testamente und Bewerbungsunterlagen aus dem 19. Jahrhundert, hundert Jahre alte Kassenbücher, Urkunden, Bauzeichnungen und vergilbte Fotos – \“die Schopen-Brauerei ist das einzige Bedburger Wirtschaftsunternehmen, dessen Unterlagen wir komplett haben\“, freut sich Stadtarchivar Uwe Depcik angesichts der gerade durchgeführten Aktenübernahme (siehe Bericht) .
Die Dokumente anderer Firmen, wie der Bedburger Wolle, der Rheinischen Linoleumwerke (RLB) oder der Zuckerfabrik seien verschollen oder in anderen Händen, bedauert der Archivar. Das Fehlen großer Teile der Firmenarchive hatte sich besonders im Rahmen der kürzlichen Recherchen für Zwangsarbeitsnachweise bemerkbar gemacht. So hatte die Bedburger Wollindustrie während des Zweiten Weltkriegs zwar viele Fremdarbeiter/innen beschäftigt, Belege über dieses bekannte Geschehen waren aber kaum zu finden gewesen.
Es ist mitunter eher glücklichen Umständen zu verdanken, wenn durch Zufallsfunde Archivbestände überhaupt noch gerettet werden können: Als beispielsweise kurz nach der Stilllegung der RLB mit deren Abriß begonnen wurde, hatten spielende Kinder auf der Straße Personalunterlagen leitender Angestellter gefunden. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion gelang es dem Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchiv (Köln), Teile der vollkommen unsortierten Akten in Kartons zu verpacken und vor der Vernichtung zu retten (der Bestand wird momentan verzeichnet). Da zu diesem Zeitpunkt in Bedburg kein Archiv bestand, sind allerdings keine Unterlagen in der Stadtverwaltung gelandet.
Es sollten daher nach Auffassung von Stadtarchivar Depcik, der seine Archivar-Laufbahn einst mit einer ABM in einem Unternehmensarchiv begonnen hat, Kommunalarchive verstärktes Interesse an ihrer lokalen Wirtschaftsgeschichte zeigen. Kümmert man sich in archivberatender Hinsicht hingegen nicht um ansässige Wirtschafts- und Industrieunternehmen, so geht ein großer Teil an regionaler Überlieferung verloren.
Schließlich sei auch aus wirtschafts- und sozial-, aber auch aus alltagsgeschichtlichem Interesse die Nachfrage nach ehemals am Orte ansässigen Unternehmen wohl nicht nur im Bedburger Stadtarchiv durchaus beachtlich. Umso deutlicher trete jedoch das Manko zutage, wenn hier kaum noch Unterlagen über die für die Region bedeutenden Firmen vorhanden sind.
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