Dokumente zur Geschichte des Deutschen Frauenrings

Drei Umzugskartons prallvoll mit Unterlagen hat der Deutsche Frauenring in Braunschweig jetzt dem Frauenarchiv übergeben: Protokolle, Briefe, Fotos, Satzungen, Veranstaltungsprogramme und mehr. Die gesamte schriftliche Historie eines Vereins, der seit mehr als 50 Jahren politische und soziale Frauenarbeit in Braunschweig leistet.

„Ein wunderbarer Schatz“, urteilt Lena Kreie, die seit Juli vergangenen Jahres vom Frauenarchiv beauftragt ist, historisches Material zur Geschichte Braunschweiger Frauen zu sammeln und zu sichten. „Wir würden uns freuen, wenn unsere Unterlagen das Interesse von Geschichtsforschern wecken könnten. Sicherlich lässt sich an unserer Vereinsgeschichte exemplarisch die Entwicklung eines Frauenvereins von der Nachkriegszeit bis heute aufzeigen“, meint Marlene Ruschmeier, Vorsitzende des Ortsrings.

Die Kartons des Frauenrings sind die erste geschlossene Sammlung, die das Frauenarchiv in die Hände bekommt. Bislang hatten sich nur einzelne Braunschweigerinnen vom Aufruf des Frauenarchivs angesprochen gefühlt. „Wir haben die Hoffnung, dass das andere Frauenvereine anspornt, sich ebenfalls von ihren Dokumenten zu trennen. Schließlich sind sie nicht verloren, denn über das Stadtarchiv ist ein Zugriff jederzeit möglich“, betont Lena Kreie.

Seit Anfang des Jahres sitzt dort Olaf Piontek, im Auftrag des Frauenarchivs mit der Erfassung der Dokumente betraut. Er wird die Daten zur Sammlung des Frauenrings bald ins Computersystem des Stadtarchivs einspeisen. „Von Seiten der Technischen Universität gibt es bereits Anfragen, da sich das Material für Magister- und Doktorarbeiten anbietet“, freut sich Dr. Christa Karras, Vorsitzende des Frauenarchivs.

Die Braunschweiger Ortsgruppe des Frauenrings wurde 1946 gegründet. Die Initiative ging von Martha Fuchs aus, damals Ministerin für Wissenschaft und Volksbildung, später die erste und bisher einzige Oberbürgermeisterin der Stadt Braunschweig. Die erste Sichtung des Materials – über Jahrzehnte sorgsam gehütet von der heute 89-jährigen Erika Obermann – hat bereits spannende Einblicke in die Nachkriegszeit offenbart. „In den Unterlagen finden sich aus dieser Zeit interessante Hinweise, wie denn ein solcher Stadtfrauenverein einzurichten und zu führen sei“, berichtet Lena Kreie. Sie seien den Frauen damals von der britischen Militärtverwaltung an die Hand gegeben worden, „da man wohl der Überzeugung war, dass diese ein wenig Nachhilfe in der Organisation demokratischer Frauenvereine gebrauchen könnten“. Ziel sei es gewesen, „die Erziehung der Frauen zu steigern, um es ihnen als Bürger möglich zu machen, ihren Beitrag zum allgemeinen Wohle zu leisten“.

So ein Stadtfrauenverein sollte selbstverständlich unparteilich sein und keiner Sekte angehören. „Neben diesen hochgesteckten Zielen“, so Lena Kreie, „gab es auch ganz praktische Hinweise für die Arbeit.“ Bei jeder Zusammenkunft sollte zum Beispiel eine halbe Stunde der Unterhaltung vorbehalten sein, bei der die Mitglieder an Teetischen so verteilt werden sollten, dass sie sich untereinander besser kennen lernen konnten. Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass entscheidend immer der Mehrheitsbeschluss sei. Die Ideen der britischen Besatzung prägten auch die Satzung des Niedersächsischen Frauenrings, der folgende Ziele festschrieb: Heranbildung der Frau zur Staatsbürgerin und stärkere Einschaltung in das öffentliche und soziale Leben, kameradschaftliche Zusammenarbeit von Mann und Frau unter gleicher rechtlicher Stellung und gleicher Wertung ihrer Arbeit, Pflege eines gesunden Familienlebens und des Gefühls für menschliche Würde, Verwirklichung eines dauernden Friedens sowie Gedankenaustausch und Verbindung mit den Frauen des Auslands.

Über die Jahre hat der Frauenring die Frauengeschichte Braunschweigs durch Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen entscheidend mitgeprägt. Olaf Piontek wird also eine Menge zu tun bekommen. Bis Mitte 2005 wird er im Archiv arbeiten. Finanziert werden seine und Lena Kreies Arbeitsstunden von der Stiftung Nord/LB-Öffentliche. „Ohne deren Förderung wäre diese Arbeit nicht möglich“, dankt Vorsitzende Karras den Geldgebern des Projekts.

Kontakt:
FrauenArchiv Braunschweig
Petritorwall 3
38114 Braunschweig
Telefon und Fax: 0531 /  1 89 57
info@frauenarchiv.de
www.frauenarchiv.de

Deutscher Frauenring e.V.
Vorsitzende: Renate Schulze
Honrothstraße 21
38118 Braunschweig
Telefon (0531) 50 08 72
 
Quelle: Braunschweiger Zeitung, 19.2.2004

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