Sechzehn südwestfälische Archivarinnen und Archivare befassten sich jetzt intensiv mit dem Katastrophenfall in Archiven. Das Thema einer Fortbildung lautete „Praktische Maßnahmen zur Notfallvorsorge“; für die Veranstaltung hatte das Westfälische Archivamt (Münster) in Siegen bereit gestanden. Die Fortbildung war nötig geworden, nachdem im Siegen-Wittgensteiner Kreisgebiet kürzlich in den Archiven in Siegen und Freudenberg Wasserschäden zu beklagen waren.
Zum einen war durch den sintflutartigen Regen im August 2002 Wasser auch in das Siegener Stadtarchiv eingedrungen. Damals waren glücklicherweise die Mitarbeiter alle noch zugegen und konnten die meisten Schäden abwenden. Es hatte sich aber bereits um den vierten Wasservorfall im Stadtarchiv innerhalb von zehn Jahren gehandelt. Zum anderen stellte ein Jahr später ein Wasserrohrbruch in Freudenberg eine ernsthafte Gefahr für das dortige Archiv dar.
Die Westfälische Rundschau interviewte Thomas Wolf, seit zwei Jahren Archivar des Kreises Siegen-Wittgenstein, zur Fortbildung „Notfallvorsorge“.
WR: Worum konkret ging es bei dem Seminar?
Wolf: Wir haben unter anderem die Erstellung von Musterplänen beraten, um die richtige Vorgehensweise im Notfall zu gewährleisten, also Fragen der Bergung, Verpackung und Zwischenlagerung von Dokumenten. Aber auch Kenntnisse über den sachgerechten Umgang mit bereits wassergeschädigtem Material spielte eine wichtige Rolle.
WR: Was machen Sie in dem Fall?
Wolf: Solches Material muss vor Ort tiefgefroren werden und dann ins Westfälische Archivamt nach Münster geschickt werden, wo die durchnässten Bestände mittels einer Vakuum-Gefrierbehandlung schonend getrocknet werden können.
WR: Haben Sie für den Fall der Fälle einen Tiefkühlpartner vor Ort?
Wolf: Noch nicht, aber genau um solche Sachen wollen wir uns jetzt kümmern.
WR: Wer ist „wir“?
Wolf: Der Arbeitskreis der Archivare im Kreisgebiet. Wir bilden übrigens auch eine Telefonkette, um uns gegenseitig sofort zu unterstützen, falls es irgendwo zu einem Schaden kommt.
Auf Anregung von Detlev Köppen vom Stadtarchiv Freudenberg erklärten sich alle Teilnehmer bereit, für qualifizierte Rettungsarbeiten zur Verfügung zu stehen.
Quelle: Westfälische Rundschau Siegen, 12.2.2004