Diskussion über Zukunft des Tübinger Stadtmuseums

Das Tübinger Stadtmuseum hat in seiner relativ kurzen Geschichte bereits eine beachtliche Serie von „Pleiten, Pech und Pannen“ hinter sich. Der negative Höhepunkt war in jüngster Vergangenheit die Diebstahl-Serie eines Mitarbeiters, die darauf folgende Entlassung der Museumsleiterin und der umstrittene Entschluss der Oberbürgermeisterin, einige der gestohlenen Grafiken nicht zurückzufordern, sondern stattdessen Geld zu nehmen. Doch auch das Konzept des Stadtmuseums selbst steht mittlerweile in der Diskussion. So liegen inzwischen gleich sechs Modelle auf dem Tisch, die dem Museum wieder in die Gänge helfen sollen.

Das TAGBLATT ließ auf einem Podium folgende verschiedene Experten zu Wort kommen:

  1. Brigitte Russ-Scherer, Oberbürgermeisterin von Tübingen  
  2. Gottfried Korff, Kulturwissenschaftler und Ausstellungsmacher 
  3. Martin Beutelspacher, ehemalige Stadtmuseums-Mitarbeiter und Leiter des Mindener Stadtmuseums  
  4. Kirsten Fast, Chefin des Landesmuseumsverbandes und Leiterin des Stadtmuseums Esslingen 
  5. Hans Otto Binder, Vorsitzender des Museums-Freundeskreises

Sechs Modelle für die Zukunft des Museums stehen zur Debatte:

Modell 1 – Kulturamt: 4 Wechselaustellungen im Jahr, davon 2 stadtgeschichtliche Zusammenarbeit mit der Universität und dem KünstlerbundAusbau des museumspädagogischen Programms, Ausbau des Museumsshops. Sparfaktor: 2 Wechselaustellungen weniger als bisher, Vermietung von Räumen, Einsparung von 2,5 Stellen auf 5,5 Stellen, Kürzungen der Leiterstellen auf ¾ und ½ Sekräteriatsstelle.

Modell 2 – Stadtarchiv: 1-2 stadtgeschichtliche Ausstellungen im Jahr, 2-3 Ausstellungen durch Kooperation. Sparfaktor: 3,5 Stellen weniger, also Personal auf 4,5 Stellen und wissenschaftliche Stellen um mindestens 1 BAT zurückgestuft, 110 000 Euro Einsparung im Jahr.

Modell 3 – Stiftung: Etwa 100 000 Euro Stiftungskapital aus dem Verkauf gestohlener Gegenstände, aus Versicherungssumme und Rückzahlungen des Diebes, Verkauf weiterer Sammlungsgegenstände, Umfang der Ausstellungstätigkeit offen und in Eigenverantwortung der Stiftung. Sparfaktor: keine BAT-Verträge, befristete Arbeitsverhältnisse.

Modell 4 – Managed by Kunsthalle: Zunächst befristeter Management-Vertrag mit der Kunsthalle, 1 stadtgeschichtliche Ausstellung pro Jahr, enge Kooperation mit dem Stadtarchiv, außerdem Kooperationsausstellungen, darunter auch Kunstausstellungen gemeinsam mit Galerien, Einrichtung eines Touristenbüros im Haus. Sparfaktor: Reduktion der Stellen um 3,25 auf 4,75, darunter ½ Leiterstelle, 1 Stelle für Sammlung und Inventarisierung, 100 000 Euro Personaleinsparung.

Modell 5 – Kooperation mit Reutlingen: Noch nicht präzisiert. Sparfaktor: Einkauf der Leitungsfunktion, Synergieeffekte.

Modell 6 – Stadthaus: Multifunktionales Forum, das Raum für Ausstellungen, Messen, Märkte, Workshops, Empfänge, Feste bietet. Kooperation mit Uni, Stadtarchiv, Verein der Freunde etc. Trägerschaft offen. Schaufenster aktueller wissenschaftlicher und lokaler Innovationen, Öffnung des unteren Geschosses durch größere Fenster, Stadthaus-Shop mit Infos über Tübinger Projekte und Initiativen, erweiterte Öffnungszeiten, Bildung eines Stadthausbeirates. Sparfaktor: 4 Stellen (eine Leitungsstelle, eine halbe wissenschaftliche Mitarbeiterstelle plus Kassen- und Aufsichtspersonal).

Die Modelle und andere Vorschläge und Meinungen zur Zukunft des Tübinger Stadtmuseums können aber auch online diskutiert werden: Diskutieren Sie online mit!

Kontakt:
Stadtmuseum Tübingen
72070 Tübingen
Kornhausstraße 10
Tel.: 07071/2041-711 u. 945460
Fax: 07071/945489
stadtmuseum@tuebingen.de
www.tuebingen.de

Quelle: Tagblatt, 5.2.2004

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