Die Zahl wurde durch unabhängige Menschenrechtsorganisationen ermittelt. Den höchsten Blutzoll zahlten die Kurden. 500.000 sind unter der Diktatur Saddams umgekommen. Aber auch 300.000 Schiiten im Süden des Landes sind tot oder verschwunden. 60.000 Menschen wurden im Raum Bagdad getötet. Der am Samstag in Tikrit gefasste Saddam Hussein führte Angriffskriege: Gegen den Iran, gegen Kuweit. Dem Kuweit-Krieg fielen große Teile der Oberschicht des Nachbarlandes zum Opfer.
Saddams Regime hat akribisch Protokoll über seine Verbrechen geführt. 14 Tonnen Papier konnten alleine 1991 sichergestellt werden, als rebellischen Kurden ganze Archive in die Hand fielen. Diese Unterlagen könnten den Ex-Diktator im Prozess belasten.
Auch seine Umgebung und Regimegegner waren vor der Verfolgung des 40.000-köpfigen Geheimdienstes nicht sicher. Auf „Verleumdung“ des Staatsoberhauptes stand die Todesstrafe. Wer „Glück“ hatte, wurde enthauptet. Doch viele wurden den Doggen zum Zerfleischen vorgeworfen. Brutalste Bestrafungen gab es für geringste Delikte: Informanten, die fehlerhaft berichteten, wurde die Zunge mit glühenden Eisen verbrannt, Lügnern das Rückgrat gebrochen. Folter mit Elektroschocks war in den Gefängnissen Tagesordnung.
Der von US-Truppen festgenommene irakische Ex-Präsident Saddam Hussein zeigt allerdings keine Reue – im Gegenteil. Nach Worten von Muwaffak el Rabai, einem der vier Mitglieder des irakischen Regierungsrats, die den Gefangenen am Sonntagabend sehen durften, verteidigte der wütende Ex-Diktator seine Handlungen. In einem Interview der arabischen Zeitung „Al-Hayat“ (Dienstagsausgabe), sagte El Rabai, Saddam sei vor allem aus der Haut gefahren, als er, El Rabai, gesagt habe: „Du sollst im Diesseits und Jenseits verflucht sein. Wie willst Du Gott mit dieser langen Liste von Verbrechen entgegentreten?“.
Quelle: Westfälische Rundschau, 15.12.2003