Kulturstaatsministerin Christina Weiss hat heute im Beisein der Botschafter der Russischen Föderation, der Ukraine und von Belarus die Dokumentation „Für die Lebenden. Der Toten Gedenken.“ vorgestellt: „Gemeinsam wollen wir heute einem Buch den Weg ins öffentliche Bewusstsein bahnen, das ein schwieriges Buch ist. Eine schmerzhafte Dokumentation. Ein Kompendium des Todes.“
In der Untersuchung ist das Schicksal sowjetischer Soldaten aufgezeichnet, die während des Zweiten Weltkrieges von deutschen Truppen gefangen genommen wurden und in den Gefangenenlagern ihr Leben verloren haben. Archivare und Historiker haben versucht, aus den Akten der ehemaligen deutschen Wehrmachtsauskunftsstelle die Schicksale ehemals sowjetischer Kriegsgefangener in Deutschland nachzuvollziehen. Das Archiv der Wehrmachtsauskunftsstelle wurde nach Kriegsende in die ehemalige Sowjetunion verbracht. Die Untersuchung begann als deutsch-russisches Gemeinschaftsprojekt, inzwischen unterstützen auch Weißrussland und die Ukraine die Forschungen. Erste Ergebnisse der vierjährigen Forschungsarbeiten liegen jetzt in dem von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten herausgegebenen Buch „Für die Lebenden. Der Toten Gedenken.“ vor.
Das Buch steht am Anfang des Forschungsvorhabens, das insgesamt zehn Jahre dauern kann, da bis zu einer Million Unterlagen in den Archiven vermutet werden. Nicht zuletzt die vertrauensvolle Zusammenarbeit der deutschen Historiker und Archivare mit ihren Kollegen in Russland, Belarus und jetzt auch der Ukraine hat dies ermöglicht.
In den nächsten Jahren werden tausende Familien in Russland und den anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion eine Nachricht über das Schicksal der bislang Vermissten erhalten können. Kulturstaatsministerin Weiss dankte den Verantwortlichen in Russland, Belarus und der Ukraine dafür, dass sie die Archive geöffnet haben und so das Schicksal vieler russischer Soldaten geklärt werden kann. „Auch dieser Opfergruppe kann und muss ihre Individualität und damit auch ein Teil ihrer Würde zurückgegeben werden“, betonte die Staatsministerin.
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und das Bundesministerium des Innern fördern das Projekt mit jeweils 80.000 Euro jährlich, weiterhin beteiligt sind die Länder Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen sowie der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei der Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft in Dresden.
Das Projekt „Aufarbeitung der ehemaligen deutschen Unterlagen der Wehrmachtsauskunftsstelle“ eröffnet die Aussicht, auch die Schicksale deutscher Kriegsgefangenen und Internierten in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion gemeinsam aufzuklären.
Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Pressemitteilung Nr.527, 18.11.2003